: „Nicht zufrieden“
■ Elmshorn: Neonazi Christan Worch klagt auf Freiheit zum Marschieren
Der Hamburger Neonaziführer Christian Worch geht erneut den Weg durch die Instanzen: Nachdem sein für Samstag in Elmshorn angemeldeter Aufmarsch der „Freien Nationalisten“ vom Landrat Pinneberg nur mit Auflagen zugelassen worden ist, hat der gelernte Rechtsanwaltsgehilfe gestern Abend Klage vor dem Schleswiger Oberverwaltungsgericht (OVG) eingereicht. Das bestätigte Gerichtssprecherin Marion Koll gegenüber der taz hamburg. Tags zuvor hatte das Verwaltungsgericht Worchs Klage abgewiesen. Sollte auch das OVG die Klage abschmettern, will der Millionenerbe das Bundesverfassungsgericht anrufen, womit er bereits voriges Jahr in Hamburg erfolgreich war.
Diesmal zeichnet Worch für den rechten Marsch („Für die Freiheit des Andersdenkenden“) in der Krückaustadt verantwortlich, der durch das Herz der Gemeinde führen soll. Damit möchte der Nazistratege offenkundig das Desaster vom November wieder wettmachen. Damals war ein Aufzug der rechten Szene von Worchs Pinneberger Vasallen Klemens Otto und Benjamin Skourup angemeldet worden. Der abendliche Fackelzug durch Elmshorn war jedoch vom Ordnungsamt nur fernab von Öffentlichkeit als Kundgebung auf einem leeren Marktplatz erlaubt worden – ohne Fackeln, Trommeln und Springerstiefel, umringt von 1500 DemonstrantInnen.
Auch diesmal wollen die Kreisbehörden ein martialisches Auftreten des rechten Mob durch Requisitenverbot und Entkleidung verhindern. „Wir haben dieselben Auflagen erteilt, wie beim letzten Mal. Damit war Herr Worch nicht zufrieden“, berichtet Ordnungsamtssprecher Andreas Köhler. Den Neonazis werden sich überdies erneut Antifaschisten entgegenstellen, um den Marsch ganz zu verhindern.
„Es gibt sieben Anmeldungen für Demonstrationen“, sagt Köhler. Auf einer Zentral-Kundgebung vom Elmshorner Bündnis gegen Neonazis sowie DGB, ÖTV, IG Metall und IG Medien vor der Nikolaikirche, wo auch das Mahnmal „11 Tage im Mai 1945 – Selbstbefreiung vom Nationalsozialismus in Elmshorn“ steht, werden Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Heinz-Werner Arens sowie Elmshorns Probst Kurt Puls und SPD-Bürgermeisterin Brigitte Fronzek sprechen. Peter Müller
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