: Nicht zu nischig
Die Mitgliederversammlung der Soziokulturellen Zentren denkt über Zukunftssicherung in schwierigen Zeiten nach
Bremen taz ■ Als sie ihre Mitgliederversammlung in Bremen planten, ging die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren noch davon aus, dass man über die Rolle der Bremer Soziokultur in der künftigen Kulturhauptstadt sprechen würden. Nun werde man sich über den „rein operativen Pragmatismus“, der nach dem Scheitern der Bewerbung eingekehrt sei, unterhalten, so Anselm Zeighart, Vorstandsmitglied der LAG Bremen.
Für Christiane Ziller, die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren, ist gerade angesichts der Unruhen in Frankreich deutlich geworden, wie wichtig Jugendarbeit ist. „Und die Hälfte unserer Mitglieder sind Träger der freien Jugendarbeit.“ Doch in Zeiten, wo auch an den Leuchttürmen der Hochkultur gespart wird, sieht es für die oft wenig beachteten soziokulturellen Zentren düster aus. Dabei klagt man nicht auf hohem Niveau: Der Anteil fest Beschäftigter – was nicht notwendigerweise Vollzeitstellen meint – liegt unter 16 Prozent, so Ziller. Die restliche Arbeit wird von Zivildienstleistenden, Azubis, Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahres und Ehrenamtlichen geleistet. Zugleich geht die Besucherzahl der Kursangebote zurück.
Positiv gesagt, steht die Soziokultur vor neuen Herausforderungen. Für Christiane Ziller, deren Verband zur Zeit die Geschäftsführung des europäischen Netzwerks inne hat, sind gerade jetzt die Anregungen aus dem Osten fruchtbar: Wo Zentren gerade nicht auf jahrzehntelange Strukturen aufbauen, empfindet man Veränderung weniger als Bedrohung denn als Möglichkeit. Auf der anderen Seite ist es bei traditionsreichen und gesellschaftspolitisch aktiven Häusern wie der Zeche Carl in Essen gerade die Tradition, die auch denn trägt, wenn der Zeitgeist nach Peppigerem ruft. „Dann ist es eben nicht die Nische, die laut schreit, bezahl‘ mich in meinem Rückzug“, so Christiane Züller.