: Nicht weiter schlimm
betr.: „Rios wirbt? Rio rotiert!“, taz vom 10. 11. 06
Von der Band Ton, Scheibe, Scherben weiß man nicht mehr allzu viel. Was man aber auf jeden Fall weiß, ist, dass die Grünenpolitikerin Claudia Roth einmal ihre Managerin war. Sie hat es inzwischen in jeder Talkshow zum Besten gegeben. Beliebte Masche bei Politikern: suggerieren, man sei nicht immer der öde Langweiler von heute gewesen, sondern in der Jugend ein ganz wilder Revoluzzer. Dass man aber von sich behauptet, man sei Manager der Band Ton, Steine, Scherben gewesen, ist ungefähr so, als würde man sagen, man sei der Magersuchttherapeut von Meat Loaf gewesen.
Hatten alte Linksrebellen wie Ton, Steine, Scherben ein modernes Management, das sich um Marketing und Tourneen kümmert? Man mag es kaum glauben, und wenn ja, gäbe es wieder einen Mythos weniger. Und wieso hat sich die Band mit einem Berg von Schulden aufgelöst? War Frau Roth der Detlev Schrempff unter den Rockmusikmanagern. War sie quasi die Missmanagerin der Band? Im Übrigen ist es nicht weiter schlimm, dass der Song „König von Deutschland“ von Media-Markt benutzt wird. Schließlich hat Rio Reiser selber diese Schlagersängerei als musikalisches „Auf-dem Strich-gehen“ empfunden. PETER LANGE, Münster
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.