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Nicht sein letztes Wort

Der Weltranglistenerste Pete Sampras verliert im Auftaktspiel der ATP-WM 3:6, 7:6, 2:6 gegen Carlos Moya  ■ Aus Hannover Matti Lieske

Seit fünf Jahren dominiert er die Tenniswelt wie zuvor nur Jimmy Connors in den Siebzigern, nur zehn Matches hatte er in diesem Jahr verloren und zuletzt den Münchner Grand Slam Cup und das Turnier in Paris-Bercy gewonnen. Während ein Generationswechsel die Top ten 1997 zumindest sanft durchrüttelte, schwebte ein 26jähriger Amerikaner unerschütterlich über allem Irdischen und ist drauf und dran, die Rolle des großen alten Mannes im Tenniszirkus von Boris Becker zu übernehmen.

Logisch, daß die meistgestellte Frage vor der ATP-WM in Hannover lautete: Wer um Himmels willen soll Pete Sampras schlagen. Die Antwort gab gestern ein 21jähriger Spanier: Warum nicht meine Wenigkeit? Mit 6:3, 6:7 (4:7), 6:2 sorgte Carlos Moya gleich zu Beginn der Veranstaltung für einen veritablen Knalleffekt.

Die unverhoffte Niederlage bedeutet bei dem Gruppenspiel-Modus dieser WM nicht, daß Sampras aus dem Rennen um die Halbfinalplätze ist. Aber sie bedeutet, daß die Konkurrenz keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen ist, auch wenn sich die meisten großen Figuren der Vergangenheit aus dem edlen Kreis der acht besten Tennisspieler des Jahres verabschiedet haben.

Statt Becker, Agassi, Muster lauten die Namen – neben den alten Bekannten Chang, Kafelnikow, Bruguera – jetzt Rafter, Rusedski, Björkman, und eben Moya. Leute, die darauf erpicht sind, der Welt zu zeigen, daß sie nicht etwa deshalb so weit oben stehen, weil die Alten keine rechte Lust mehr haben, sondern weil sie mittlerweile einfach besser sind.

„Ich werde kämpfen und mein Bestes geben“, hatte Moya stolze achtmal bei der Pressekonferenz vor Beginn dieser WM verkündet, mit der entsprechenden Motivation trat er Sampras gegenüber. Mit dem hatte er eh noch ein Hühnchen zu rupfen hat, weil ihn dieser beim einzigen Zusammentreffen der beiden im Finale der Australian Open bezwungen hatte. Titelverteidiger Sampras hingegen wirkte so, als habe er sämtliche Artikel, die einen problemlosen Turniersieg prophezeiten, sorgfältig gelesen und jedes Wort geglaubt.

Vor Jahresfrist hatte ihm ein malader Andre Agassi den Einstieg leicht gemacht, diesmal hätte er schon einen großen Teil des Inhaltes seiner Zauberkiste benötigt, um sich des aufmüpfigen Spaniers zu erwehren. Doch der Aufschlag von Sampras kam nicht wie gewohnt und hatte auf dem im Vergleich zu 1996 langsameren Boden auch nicht die übliche verheerende Wirkung. Volleys, Stopps, Rückhandbälle flogen ins Netz oder weit ins Aus, er lamentierte über die Linienrichter und wirkte hin und wieder sogar etwas abwesend. Den zweiten Satz konnte Sampras nach zwei abgewehrten Matchbällen noch im Tie-Break herumreißen, im dritten Durchgang fand er dann aber kein Mittel mehr gegen das virtuose Spiel seines Gegners.

Daß die Nummer eins ihr letztes Wort bei dieser WM noch nicht gesprochen hat, davon ist aber auch Moya überzeugt: „Sampras ist immer Sampras“, sagte er, „aber ich glaube, es ist gut, daß ich am Anfang gegen ihn gespielt habe.“

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