: Nicht nur Friesen
Betr: „Jazz-Barde, meerumschlungen“, taz nord vom 23. 8. 06
Sie schreiben von „vier Stämmen“ in Schleswig-Holstein, nämlich Holsteiner, Friesen, Dithmarscher und „Söderjysk“ (Südjütländer). Das kommt mir merkwürdig vor. Als in der Stadt Schleswig geborener deutscher Angeliter bin ich sicher kein Holsteiner, aber auch weder Friese noch Däne. Wofür sich nun die Leute aus Schwansen, aus dem einst slawischen Wagrien und aus Lübeck halten, weiß ich ja nicht. Jedenfalls bezweifle ich, dass man vor dem dänisch-preussisch/österreichischem Krieg von 1864 den nördlichen Teil des Herzogtums Schleswig (Slesvig) schon „Südjütland“ genannt hat – diese Bezeichnung kam wohl erst nach dem Verlust des Landesteils Schleswig auf. Dementsprechend scheint mir der Begriff „Sönderjysk“ wenig historisch. Dazu muss noch angemerkt werden, wenn man überhaupt von „Stämmen“ sprechen will, dass ein großer Teil der Einwohner Schleswig-Holsteins, wahrscheinlich zahlreicher als Dänen und Friesen, ihrer Herkunft nach Ostpreussen, Pommern und Mecklenburger, aber auch Schlesier und Sachsen sind.
ANDREAS THOMSEN, Essen