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■ ProjektNicht mehr nur Ergänzungsunterricht

Mit einem Modellprojekt im Jahre 1980 fing alles an. Den türkischen SchülerInnen im Ricarda- Huch-Gymnasium in Gelsenkirchen wurde nach der 7. Klasse die Möglichkeit gegeben, statt Französisch oder Latein ihre Muttersprache als zweite Fremdsprache zu wählen. Damit war die Muttersprache von dem eher unbeliebten Nachmittagsunterricht – zumindest nach der 7. Klasse – in den Vormittagsunterricht integriert. Dieser innovative Schritt des Gelsenkirchener Gymnasiums wurde dann auch von der überwiegenden Mehrheit der SchülerInnen begrüßt: 99 Prozent der türkischsprachigen SchülerInnen wählten Türkisch als zweite Fremdsprache. Um so erfreulicher für SchülerInnen und LehrerInnen war das Resultat. „Sieben Jahre danach machten 22 türkische SchülerInnen mit überdurchschnittlich guten Noten ihr Abitur“, erinnert sich Ömer Polat, Türkischlehrer im Ricarda- Huch-Gymnasium. Nach seinen Schätzungen sind es mittlerweile jährlich 15 bis 20 SchülerInnen, die Türkisch als eines der vier Prüfungsfächer im Abitur wählen.

Die Vorteile, die Muttersprache anstelle einer zweiten Fremdsprache zu erlernen, sieht Ömer Polat in der Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen. Den SchülerInnen würden neben dem modernen Türkisch in schriftlicher und mündlicher Form auch „soziokulturelle Kenntnisse und Einsichten vermittelt“. Schule gemacht hat das Gelsenkirchener Beispiel auch in Lehranstalten Nordrhein-Westfalens. Zur Zeit gibt es dort über sechzig Schulen, die Türkisch als zweite Fremdsprache eingeführt haben. Vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung werden die Unterrichtsbücher herausgegeben, die auch im muttersprachlichen Ergänzungsunterricht eingesetzt werden können. Grammatik und Sprachreflexion sind in den Büchern genauso enthalten wie Geographie und Wirtschaft der Türkei.

„Eine Fremdsprache kann man nur erlernen, wenn man die Muttersprache beherrscht“, sagt die Pädagogin und Fachberaterin im Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Gülsum Denizli. Viele Kinder der zweiten oder dritten Generation sprechen ihre Muttersprache im Dialekt oder sprechen in einer Mischform, indem sie deutsche Wörter in die Sätze einbauen. Sätze wie ben Schule'ye gidiyorum (ich gehe in die Schule) sind daher keine Seltenheit. Die Einführung „Türkisch als zweite Fremdsprache“ sei daher mehr als notwendig gewesen, meint Denizli. „In der Muttersprache schimpfen zu können heißt noch lange nicht, daß man die Muttersprache auch beherrscht.“Ilyas Mec

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