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Nicht gewaltig, aber langsam

■ Hamburgs Frauen im öffentlichen Dienst: Zaghaft auf dem Vormarsch / Frauensenatorin Weiss: Gleichstellungsgesetz bringt's Von Sannah Koch

Sie zeigte sich gestern echt begeisterungsfähig – vielleicht auch ein wenig Turnfest-inspiriert? „Erste Schritte führen zum Sprung. Und wir sind dabei nicht gestolpert!“, freute sich Frauen-Senatorin Christina Weiss gestern presseöffentlich.

Wohin gesprungen wird? In eine ziemlich nahe Zukunft, in der Frauen und Männer in Hamburgs öffentlichem Dienst beruflich gleichgestellt sind. Und auf diesem Weg, so preist die Senatorin, habe sich das Hamburgische Gleichstellungsgesetz als ausgesprochen hilfreich erwiesen.

Einen 200 Seiten starken Erfahrungsbericht über die Umsetzung dieses Gesetzes, das im April 1992 in Kraft getreten ist, legte das Senatsamt für die Gleichstellung jetzt als Beweis vor – „bundesweit die erste Analyse dieser Art“, so Weiss. Und die belegt, daß der Frauenanteil in den Hamburger Behörden inzwischen auf 46,9 Prozent angewachsen ist. Seit 1987 ist die Zahl der weiblichen Beamten um 1500 gestiegen (bei gleichbleibendem Männeranteil), unter den Angestellten bilden Frauen mit 61,6 Prozent bereits die Mehrheit – vor sechs Jahren waren es 60 Prozent. Trotz dieser nicht eben gigantischen Wachstumsrate Anlaß für soviel ministrable Freude?

Ja, denn vor allem die Erstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Frauenförderpläne der Behörden, so betont Christina Weiss, habe „eine Welle neuen Engagements ausgelöst“. In den Plänen müssen die Dienststellen Ziel- und Zeitvorgaben ihrer frauenförderdernden Maßnahmen darlegen. Vorgabe des Senatsamtes sei dabei, Frauenförderung als „integralen Bestandteil der Personalplanung“ zu begreifen. Auch darin sei Hamburg vorbildlich, befindet die Frauensenatorin.

Wie sieht das in der Praxis aus? Beispiele: Der Landesbetrieb Krankenhäuser untersucht derzeit, warum behördliche Stellenauschreibungen auf Frauen in der Regel abschreckende Wirkung haben. In der Oberfinanzbehörde wird in einer Projektgruppe geforscht, wie männliche und weibliche Führungsstrukturen bewertet werden. Spezielle Fortbildungsprogramme für Schulsekretärinnen entwickelt die Schulbehörde und im Bezirksamt-Mitte versucht man, Gärtnerinnen vermehrt zur Meisterinnenprüfung zu motivieren. Immerhin arbeiten 46 Frauen in diesem Job und nur 34 Männer. Außerdem wurden Ausbildungsberufe wie Forstwirt, Elektroinstallateur und Industriemechaniker auch für Frauen neu erschlossen.

Wenn's um das richtige Geld geht, sieht es aber mit der Gleichstellung weiter mehr gräulich als rosig aus: In den gehobenen Dienst haben sich zwar inzwischen 36 Prozent Frauen hochgedient (fast 300 mehr als 1987), aber bei den Spitzenpositionen (SenatorInnen, StaatsrätInnen, leitende BeamtInnen) liegt der Frauenanteil weiterhin bei mickrigen zehn Prozent. „Heikler Punkt“, mußte da selbst die Senatorin einräumen.

Da heißt's halt auch weiterhin: Frauen setzen sich nicht gewaltig durch, aber langsam.

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