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Nachgefragt„Nicht geklappt“

■ Bauressort setzt Befragungen aus

Es ist ruhig geworden im Kleingartengebiet Waller Fleet. Als Interviewer der Baubehörde Anfang August die rund 1.000 Parzellen nach illegalen Bewohnern und Bauwerken durchkämmen wollten, stellten sich ihnen widerspenstige Bewohner wütend in den Weg. Offenbar mit Erfolg: Die Baubehörde hat sämtliche Befragungstermine vor Ort auf unbestimmte Zeit verschoben. Warum, wollten wir von Klaus-Dieter Sagebiel, Sprecher der Baubehörde, wissen.

taz: Haben Sie sich jetzt von dem Widerstand im Waller Fleetgebiet einschüchtern lassen?

Klaus-Dieter Sagebiel, Sprecher der Baubehörde: Nein, grundsätzlich wollen wir dort nach wie vor unberechtigtes Wohnen unterbinden. Wir können das nicht so belassen, weil uns das Oberverwaltungsgericht dazu aufgefordert hat. Ich habe schon damals gesagt, daß wir das nicht mit der Brechstange machen wollen, sondern im gemeinsamen Gespräch und sozialverträglich regeln.

Aber die Menschen vor Ort haben genau Ihr Vorgehen als Brechstange empfunden. Sie wollten sich nicht ausfragen lassen, ihre Häuser ausmessen lassen, um dann nachher als Illegale aussortiert zu werden.

Das mögen die Leute so empfunden haben. Aber der Grundgedanke war ja ein anderer, der ist wohl damals nicht so richtig rübergekommen. Es sollte ja nur eine Bestandsaufnahme erfolgen: Wer wohnt da und in welcher sozialen Lage befinden sie sich. Nach dieser Datensammlung wollte man sich mit den Betroffenen zusammensetzen und gemeinsam ein Konzept erarbeiten. Dazu ist es leider nicht gekommen.

Da üben Sie also selbst Kritik: Ihre Strategie hat nicht geklappt.

Das ist deshalb nicht rübergekommen, weil dort Leute vor Ort diese Menschen verunsichert haben. Wir verfolgen unser Ziel aber nach wie vor.

Und warum haben Sie die Befragung verschoben, sind Sie ratlos?

Nun ist es ja so, daß Termine gemacht wurden. Aber es ist eben nicht das gemacht worden, was angestrebt war, nämlich mit allen zu reden. Aber wir wissen, daß das noch längere Zeit dauern kann. Wir haben ja jetzt auch eine Jahreszeit, wo man solche Dinge vielleicht nicht so angeht. Aber sicherlich wird das Bauordnungsamt im nächsten Jahr versuchen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.

Aber das hat ja nun schonmal nicht geklappt, Ihre Interviewer von der Bremischen Gesellschaft haben die Parzellisten ja nicht ins Haus gelassen.

Ja, gut. Aber wir wollten ja nichts auf dem Rechtswege machen. Jetzt war es erstmal an der Zeit, die Emotionen ein bißchen runterzubringen, so daß eine Überlegungsfrist für alle da war.

Also erstmal Gras drüber wachsen lassen.

Man muß ja nicht unbedingt in so einer emotionale Situation die Brechstange benutzen. Vielleicht denkt ja jetzt der eine oder andere Bürger darüber nach, daß er sowieso nicht mehr solange da wohnen kann und sucht sich schon mal eine neue Bleibe.

Und nach dieser Bedenkzeit?

Wir betreiben ein Geschäft, das auf den guten Willen jedes Einzelnen baut. Wir werden wieder Bewohner anschreiben und Termine machen. Aber auf einen Termin will ich mich nicht festlegen lassen. Fragen: kat

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