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■ QuerspalteNews aus Babylon

Nationalisten und Euro-Feinde haben es doch schon immer gewußt: Die Ausländer zocken uns eiskalt ab! Inzwischen sprechen die Italiener in der dritten und die Türken in der zweiten Generation deutsch, sogar an bayrisch sprechende Ghanaer gewöhnt man sich.

Nun drängen nicht etwa Burkina Faso oder Dschibuti in die Wirtschaftsunion. Solange die sich auf ihre „Herren“ besinnen und brav Französisch statt Volta- Bantu oder Somali sprechen, würden sich höchstens einige verbohrte „Hardcore- Monoglottisten“ empören, die nichts außer ihrer Muttersprache gelten lassen wollen. Außerdem gibt es genug AfrikanistInnen, die diese faszinierenden aber für unsereins recht unbegreiflichen Sprachen beherrschen.

In Strasbourg hat man jetzt ganz andere Sorgen, denn offenbar sehen sich nur wenige in der Lage, Finnisch ins Portugiesische zu übersetzen oder gar zwischen Schweden und NiederländerInnen zu dolmetschen. Klar, daß das die Kosten für Übersetzerdienste im Europaparlament seit 1994 in die Höhe treibt. Heimlich wünscht man sich vielleicht, das englische Beispiel möge Schule machen und der britische Premierminister John Major möge nicht nur die Luft anhalten und sich schreiend an der Kasse des Euro-Supermarktes auf dem Boden wälzen: „Ich willlll ...“, sondern wie ein braver Junge wieder alleine mit seinen Murmeln knickern.

Auf welche Räubersprache sollen wir uns einigen, mitten imwerweißwievielten Trotzalter? Mit dem Ausstieg der in letzter Zeit zunehmend eigenwilligen Briten wäre leider nichts gewonnen, bis auf „se ti äitsch“ kriegt man/frau das grade noch hin, aber „varkensgebraad“ (niederl. Schweinebraten) oder „hjärnskakning“ (schwed. Gehirnerschütterung), wird doch zum echten Problem. Bei „fizikötesi“ (türk. Metaphysik) ist die Schmerz- beziehungsweise Toleranzgrenze endgültig überschritten, und jede/r sehnt sich insgeheim nach der Zeit, als man noch „Griletta“ statt „beef-burger“ sagte. Susanne Barkawitz

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