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Neuseeland -betr.: "Langes Elend in Neuseeland", taz vom 25.5.88

betr.: „Langes Elend in Neuseeland“, taz vom 25.5.88

Der sehr kenntnisreiche Hintergrundartikel von Bernd Müllender blendet leider einen Aspekt aus: Insbesondere von Frankreich (Verärgerung über Neuseelands Proteste wegen der Atomwaffenversuche im Südpazifik) und Irland (Angst vor Konkurrenz durch neuseeländische Milchprodukte) geht über die EG Druck auf Neuseeland aus, weniger landwirtschaftliche Produkte (Butter, Äpfel, Schafprodukte) in die EG-Staaten zu exportieren.

Auf der Suche nach Absatzmärkten ist Neuseeland unter anderem nach Teheran ausgewichen. Wie unter anderen die neuseeländische 'Dominion Sunday Times‘ meldete, beinhaltet dies einen Deal Asylbewerber contra Lebensmittelexport. 1986 wurde deshalb die Visa-Abteilung der neuseeländischen Botschaft in Teheran geschlossen, der verantwortliche neuseeländische Beamte, Don Bond, veranlaßte, daß nur noch an offizielle iranische Regierungs- und ausgewählte Industrievertreter und an Familienangehörige von bereits in Neuseeland lebenden Iranern Visa ausgegeben werden. Teheran war somit die einzige neuseeländische Botschaft, an der die Visa-Abteilung geschlossen wurde. Die Konsequenzen dieses neuseeländischen Entgegenkommens wurden in der Statistik der Asylbewerber deutlich: iranische Asylbewerber tauchen dort seit 1986 nicht mehr auf. So wird durch eine restriktive EG -Handelspolitik ein außenpolitisch ansonsten fortschrittlich auftretender Staat wie Neuseeland gezwungen, gegen Art 14 der Menschenrechtserklärung zu verstoßen, in der es heißt, daß jeder das Recht auf politisches Asyl hat.

F. Schwalba-Hoth, GRAEL, Brüssel

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