: Neujahrs–Knaller
■ Pressereaktionen auf Kohls vertauschte Rede
Hamburg (dpa/taz) - Ein heftiges Presse–Echo hat die vertauschte Rede von Bundeskanzler Helmut Kohl im deutschen Blätterwald ausgelöst. Bei einer „Aufmerksamkeit von geradezu traumhaften Ausmaßen“ fragten die Badischen Neuesten Nachrichten: „Ist dieses Ding also von Handlangern der Union gedreht worden?“ Jedenfalls ist die „heiße Phase des Wahlkampfs mit einem unverhofften Paukenschlag eröffnet worden“, so der Donaukurier. Dem Regierungssprecher, der eine „Beleidigung des Zuschauers“ sah, rief die Süddeutsche Zeitung zu: „Vorsicht Ost! Aus welchem Grunde sollten wir durch die Wieder–Ausstrahlung der Vorjahresgedanken des Bundeskanzlers beleidigt sein?“ Das Blatt ahnte, „was den Regierungssprecher schäumen läßt...“ Der „falsche Kohl bestätigt empirisch den dauernden Verdacht, daß die zeitgenössische politische Erbauungs–Rhetorik unendlich austauschbar ist“. Dazu das Handelsblatt: „Die ARD mutet ihren Zuschauern weitaus schlechtere Wiederholungen zu.“ Für die Nürnberger Zeitung hat es „solch einen Mißgriff im deutschen Fernsehen noch nicht gegeben und konnte bisher lediglich von dem ,Skandal um die Hitler–Tagebücher“ im Stern übertroffen werden. Die Hamburger Morgenpost fragte dagegen: „Wo bleibt um Himmels willen der Humor? Wenn das halbe Volk lacht, warum lacht der Kanzler nicht mit?“ Die Passauer Neue Presse forderte, die Verantwortlichen müßten „unverzüglich zur Rechenschaft gezogen werden wie ein Schrankenwärter.“ Die Braunschweiger Zeitung war überzeugt, daß der mit Pannen erfahrene Kanzler selbst, „Gemütsmensch, der er ist“, „nicht gleich den Kopf jenes Unglücksraben fordern“ wird, der „diesmal den blackout hatte“. FORTSETZUNGEN VON SEITE 1
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