■ Neues zum neuen Generalmusikdirektor, zweite Lieferung: Stimmen zu Stenz
Vorgestern hatten die befugten Gremien sich für Markus Stenz (29) als den neuen bremischen Generalmusikdirektor entschieden. Weil Stenz erst neulich mit Hanswerner Henzes „Bassariden“ an der Hamburgischen Staatsoper höchlich gelobt worden war, drucken wir zur Belehrung der Leserschaft ein paar Pressereaktionen auszugsweise ab.
„Gesungen und gespielt wurde auf höchstem Niveau; Philharmoniker und Opernchor (alle Achtung, wie die Sänger mit den choreographischen und stimmlichen Anforderungen klarkamen) sprangen über ihre Schatten und ließen sich von Markus Stenz' intensiver Pultarbeit mitreißen.“ (Joachim Mischke im H.A., 22.2.94)
„Das hohe Niveau der Hamburger Aufführung war vor allem musikalisch begründet: Markus Stenz dirigierte Henzes Musik mit Akribie und dramatischem Impuls. Die suggestiven Chorbilder, Barometer der im Stück entstehenden Massenhypnose, klangen durchweg eindrucksvoll.“ (Hans-Klaus Jungheinrich, FR, 23.3.94)
„...ein Glücksfall. Gerade Mitte Zwanzig und mit moderner Musik, vor allem mit dem Werk Henzes, sehr vertraut, fand (Markus Stenz) völlig unverkrampft und wie von selbst einen Ton für das heikle, in allen Farben und zwischen allen Stilen changierende Werk.
... Der junge Stenz löst das Problem mit Eleganz und Power, und so ganz nebenbei teilte er noch mit, daß diese „Bassariden“ inzwischen vollkommen selbstverständlich geworden sind und wirken wie „Elektra“ nach dem Verlassen einer Wiederaufarbeitungsanlage.“ (Werner Burkhardt in der SZ, 23.2.94)
„Und auch im musikalischen Rahmen hatte die Staatsoper durchgehend First-Class-Qualität aufzubieten unter der bewundernswert souveränen Leitung des erst 28jährigen Henze-Spezialisten Markus Stenz, der seinem ihm von anderen Bühnen vorauseilenden Ruf in jeder Beziehung gerecht wurde und an straffer Gliederung der Partitur wie an Klangsinnlichkeit bei ihrer Umsetzung keine Wünsche offen ließ. Eine – auf jeden Fall in diesem Metier – große Dirigierbegabung.“ (Gerhart Asche im Weser-Kurier, 22.2.94)
„In den letzten Jahren hat er sich regelmäßig zwei Monate im Sommer aus dem Jet-Set-Betrieb ausgeklinkt, um in dem kleinen italienischen Dorf Montepulciano ein von Henze gegründetes Festival zu leiten – ohne Bezahlung, wie alle Musiker dort.“ (Gottfried Krieger in der Mopo, 15.2.1994)
„Der Jazz-Fan aus dem Rheinland studierte an der Kölner Musikhochschule, doch auch da bewegte sich die Laufbahn stets mindestens zweigleisig: Sein letztes Konzert als aktiver Jazz-Musiker gab er als Posaunist in der Hochschulbigband; Miles Davis und John Coltrane gehören nach wie vor zu seinen Lieblingen.“ (jomi im Hamburger Abendblatt, 18.2.94) taz
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