Neues zum Rembertikreisel : „Am Wohnungsmarkt vorbei“
Stadt- oder Verkehrsplanung?
„Wir brauchen in die Sanierung dieses Quartiers keinen Euro zu stecken, wenn es bei der aktuellen Verkehrsplanung bleibt“. Mit deutlichen Worten kritisierten gestern Arbeitnehmerkammer, Architektenkammer und die Bürgerinitiative Rembertiring den Planungsstand zum Umbau des Rembertiviertels. In einer gemeinsam unterzeichneten Stellungnahme fordern sie, den Durchgangsverkehr so zu reduzieren, dass dort ein wohnliches Quartier entstehen könne. Der so genannte Gestaltungsbeirat, der im letzten Jahr tagte, hatte sich noch an die Vorgabe aus dem Bauressort gehalten: Der Remberti-Kreisel soll danach als Relikt der 70er-Jahre-Stadtplanung zwar zurückgebaut werden, die Straße durch das Quartier aber weiterhin vierspurig sein.
„Mit dieser Straße plant man am Wohnungs- und Büromarkt vorbei“, sagt Stadtplaner Hans-Heinrich Wendt von der Architektenkammer. Er befürchtet eine ähnliche Situation wie am Breitenweg oder in der Martinistraße mit leerstehenden Büros. Der „aggressive“ Auto- und LKW-Verkehr, so auch sein Kollege Gotthard Storz, der durch eine breit ausgebaute Straße eingeladen werde, verhindere die angestrebte Entwicklung als Wohnquartier. „Die Nachfrage nach Häusern im Viertel und in den angrenzenden Quartieren ist enorm“, weiß Beatrix Wuppermann von der Arbeitnehmerkammer. „Aber die Leute wollen nicht an einer Art Stadtautobahn wohnen.“ Schuld an der Fehlplanung ist Wendt zufolge die „isolierte Betrachtung aus verkehrlicher Sicht“, für die zurzeit vor allem die CDU stehe. Diese habe auch durchgesetzt, dass die Strasse im LKW-Führungsnetz der Stadt bleibt.
Dabei stellt sich die Architektenkammer nicht generell gegen einen vierspurigen Ausbau. Gotthard Storz führt als Beispiel die vordere Parkallee an, die zwar vierspurig befahrbar ist, wegen der schmalen Spuren aber nicht zu Geschwindigkeitsüberschreitungen einlädt. „Man könnte einen boulevardähnlichen Ausbau der Straße durchs Rembertiquartier vertreten“, sagt er.
Ulrich Draub von der Bürgerinitiative Rembertiring ist dagegen sicher, dass schon jetzt zwei Spuren ausreichen würden. „Wir wollen die City nicht abwürgen“, betont er. Messungen zufolge führen jedoch derzeit nur 18 bis 30 Prozent der Autos auf dem Kreisel tatsächlich in die Innenstadt. „Genau dann, wenn die A 281 als Stadtumfahrung fertig ist“, kritisiert Beatrix Wuppermann, „nutzen wir die Entlastungspotentiale, die das für die Stadt birgt, nicht.“ hey