: Neues Kaffeekartell beschlossen
■ Exporteure wollen Lieferungen um 20 Prozent drosseln
Bogota/Hamburg (dpa) – Kaffeetrinken kann für die Deutschen langfristig teurer werden. Die 16 wichtigsten Anbauländer der Welt haben jetzt eine zwanzigprozentige Drosselung der Exporte beschlossen, um höhere Preise auf dem Weltmarkt zu erreichen. Dies bedeutet eine Reduzierung des Rohkaffeeangebots um jährlich rund 720 Millionen Kilogramm. Zugleich riefen die Delegierten aus Lateinamerika und Afrika zum Abschluß ihres dreitägigen Treffens in Bogota (Kolumbien) eine neue Vereinigung kaffeeproduzierender Länder ins Leben mit Sitz in Brasilia (Brasilien). Ihr erster Präsident wird Brasiliens Industrieminister Jose Eduardo de Andrade sein.
„Eine Erhöhung der Preise für die Verbraucher hängt davon ab, welches Preisniveau mit dieser Maßnahme auf dem Weltmarkt erreicht wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffee-Verbands, Frieder Rotzoll, gestern in Hamburg. Die Ladenpreise resultierten nicht nur aus dem Erfolg des neuen Abkommens, sondern auch aus der Entwicklung des Dollars und des Wettbewerbs unter den deutschen Röstern. Eine Preiserhöhung sei momentan nicht beabsichtigt. Derzeit werden die rohen „Arabica- Bohnen“ in Deutschland bereits für 0,80 Dollar pro pound (453 Gramm) gehandelt.
Ein Konferenzsprecher der Erzeugerländer sagte, daß die Ausfuhrbeschränkung wieder aufgehoben werde, wenn der Kaffeepreis auf den Weltmärkten von derzeit 0,75 Dollar mindestens auf 0,85 Dollar steigt. Allerdings werden nicht alle Mitglieder der neuen Vereinigung ihre Exporte kürzen: Peru, die Dominikanische Republik und Venezuela wollen auf Regierungsebene über die Maßnahme beraten. Mexiko – nach Brasilien, Kolumbien und Indonesien viertgrößter Kaffeeproduzent der Welt – schloß sich zunächst aus.
Seit dem Scheitern des Internationalen Kaffee-Abkommens (ICO) nach 27 Jahren vor vier Jahren gingen die Einnahmen der lateinamerikanischen Produzenten um mehr als eine Milliarde Dollar zurück. Daneben haben Hunderttausende in der Region ihre Existenzgrundlage eingebüßt.
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