: Neuer Standort
■ Wagenfeld-Zentrum in Ostertor-Wache, taz vom 23.1.1992
Die derzeit diskutierte Einrichtung eines Design-Zentrums durch die „Gesellschaft für Produktgestaltung“, in Verbindung mit einer Wagenfeld-Ausstellung in der alten Ostertorwache ist historisch äußerst problematisch und daher abzulehnen. Dieses Gebäude war während des Nazi-Terrorregimes eine Folterzentrale der Gestapo. Insofern würde dieses Design- Zentrum auf den Verbrechen des schlimmsten Terrorregimes der Menschheitsgeschichte errichtet, gesponsert mit den Millionen aus der Wirtschaft. Dieses Ansinnen ist an Menschenverachtung nicht zu überbieten. Grundsätzlich ist gegen ein solches Zentrum nichts einzuwenden — jedoch nicht an diesem Standort. Diese historische Problematik müßte auch der Bremer Kunsthistorikerin Beate Manske bekannt sein, zumal die KünstlerInnen des Bauhauses als „entartet“ verfolgt wurden. Daher forderte ich alle Beteiligten dringend auf, für dieses Design-Zentrum einen historisch unbelasteten kulturellen Standort zu finden und in der alten Ostertorwache eine Gedenk- und Bildungsstätte der Erinnerung an die Verbrechen der Nazis eizurichten, analog der Gedenkstätten am Wannsee und auf dem Prinz-Albrecht- Gelände in Berlin. 50 Jahre nach dem Genozid am jüdischen Volk in Europa und angesichts zunehmender Gewalt gegenüber eingewanderten Menschen wäre dies dringend notwendig und ein politisches Zeichen.
Klemens Griesehop
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