: Neue Zeit
DIE ANDEREN
Die DDR-Zeitung zu den Kosten der Einheit
Wer seinem in einfachen Verhältnissen lebenden Verwandten Geld schenkt und dann sehen muß, wie leichtfertig der damit umgeht, der wird schlichtweg sauer. Auch in Bonner Mienen graben sich immer tiefere Sorgenfalten ein: Die Einheit kostet mehr Geld, als man für dieses beispiellose Planspiel errechnet hat. Zu groß ist das Loch im Eimer, zu schnell fließt die flüssige Marie in den unfruchtbaren Sand. Da müssen also erst mal Maßhalteappelle her, wie sie am Wochenende herüberschallten. Die DDR soll sparen, sich einschränken und nicht jeder Forderung nachgeben.
Viele zweckoptimistische Äußerungen freilich haben die Probleme nicht erfaßt, die die knallharte Konkurrenz für die Mehrzahl der DDR-Betriebe und ihre Beschäftigten mit sich brachte. Wer soll denn die Lohnforderungen und -zugeständnisse bezahlen, wenn Pleite in Serien auftritt? Und wer will das rechte Maß für Übergangslösungen zu den um ein Drei- bis Vierfaches höher gelegenen bundesdeutschen Einkommen in gleicher Branche finden? Hier wird das dürre Holz für den Flächenbrand zusammengetragen. Ob dann noch ein warmer Regen das Feuer löschen kann, bleibt nur zu hoffen.
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