Neue Vizepremierministerin im Kongo: Die Wortgewaltige
Eve Bazaiba wird als Vize auch Umweltministerin im Kongo. Die energische Politikerin könnte dem Land zu einer neuen, grünen Stimme verhelfen.
Wenn sie in Fahrt gerät, ist sie kaum zu stoppen. Eve Bazaiba ist seit Jahren eine Säule der politischen Kultur der Demokratischen Republik Kongo, weil sie eloquent vom Leder zieht und auch gerne mal mit Live-Tiraden Kongos Öffentlichkeit begeistert. Kaum jemand schimpfte im Januar 2019 so lautstark und ehrlich wie sie über Oppositionsführer Felix Tshisekedi, als dieser, wie sie sagte, trotz bloßen 15 Prozent bei den Wahlen Ende 2018 im Rahmen eines „korrupten“ Deals mit Machthaber Joseph Kabila zum Wahlsieger erklärt wurde. Jetzt wird Eve Bazaiba Vizepremierministerin unter Präsident Tshisekedi und führt das Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung.
Kein Name in Kongos neuer Regierung, die am Montagabend vorgestellt wurde und mit der Tshisekedis Partei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt) endgültig das Kabila-Lager marginalisiert, sorgt für mehr Aufmerksamkeit. Im Radio erzählte Eve Bazaiba einst, dass sie als Kind gehänselt wurde, weil in der Bibel Eva die Männer in die Sünde führt. Da keilte sie vor ihrer Schulklasse zurück: „Ich heiße Eve, und das ist nicht schlimm, denn ich habe von der Frucht gegessen, mit der man Gut und Böse unterscheidet, damit die Menschheit nicht aus Idioten besteht.“
Mit Worten überzeugen ist Bazaibas Spezialität. Die 55-Jährige gehörte ab 1988 zu den UDPS-Aktivistinnen der ersten Stunde, als unter der Mobutu-Diktatur noch jegliche Opposition verboten war. Geboren in Kisangani als Tochter eines Soldaten, stürzte sie sich in die Menschenrechtsarbeit und hoffte auf Demokratie nach Ende der Kongokriege. Kurz vor Kongos ersten freien Wahlen 2006 kam es zum Bruch mit ihrer Partei: die UDPS boykottierte die Wahl, Eve Bazaiba fand das blöd und kandidierte für das Parlament. Die UDPS schloss sie aus, sie wechselte zu Ex-Rebellenführer Jean-Pierre Bemba, der gegen Präsident Kabila immerhin 42 Prozent holte. Sie wurde Senatorin und 2014 Generalsekretärin der Bemba-Partei MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung). Jetzt kehrt sie zwar nicht in die UDPS zurück, aber in eine UDPS-geführte Regierung.
Strategisches Gespür
In Gesprächen mit der taz konnte Bazaiba ihren Eigenwillen immer erklären. Es sei doch klüger, eine starke legale Opposition zu bilden, statt per Wahlboykott Kabila alles zu überlassen, erläuterte sie 2006 in Kinshasa und bedauerte: „Die UDPS hat mich verlassen, nicht ich sie.“ 2004, als sie als Teil einer UDPS-Delegation Berlin besuchte, erklärte sie, wie man Kongo voranbringt: „Die Kombination von nationalem und internationalem Druck war immer der Motor für Fortschritte im Kongo.“
Bazaibas neuer Karrieresprung zeugt in diesem Sinne von strategischem Gespür. Sie wird als Vizepremierministerin Ministerin für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung – Politikbereiche, für die die Welt noch am ehesten bereit ist, Geld in den Dauerkrisenherd Kongo zu stecken. Grüne Politik war im Kongo bislang unwichtig; mit einer Vizepremierministerin, vor allem dieser, bekommt sie einen hohen Rang. Beim Weltklimagipfel in Glasgow im November soll Eve Bazaiba glänzen – für ihr Land ein Glücksfall.
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