: Neue Unruhen in Palästina
■ Zusammenstöße in mehreren Dörfern / Drei Palästinenser erschossen / Sowjetunion unterstützt arabische Staaten / Israel: Verhandlungen nur über Autonomie
Nablus/Gaza (adn) - Bei erbitterten Zusammenstößen zwischen Demonstranten und israelischen Armeeeinheiten wurden am Mittwoch ein Palästinenser getötet und 40 verletzt. Eine besonders gespannte Lage entstand in den Flüchtlingslagern Rafah, Nuseirat und Khan Younis im Gazastreifen. Sie sind von Truppen blockiert.
In einem Dorf im Westjordangebiet brachte die Bevölkerung die Situation vollständig unter ihre Kontrolle und versperrte den Vergeltungskommandos den Zugang. Sie verbarrikadierte die durch das Dorf führende Chaussee und errichtete an den Einfahrten Sperren aus Steinen und brennenden Decken. In Ramallah wehrten sich Palästinenser mit Steinen und Brandflaschen gegen Festnahmen.
Mehr als 100 Palästinenser aus der Stadt Qalqiliya mußten nach einem Tränengaseinsatz der Israelis ärztlich behandelt werden, nachdem die Bevölkerung etwa 600 von Soldaten in ihre Schule eingeschlossene Studenten mit einem Protestmarsch unterstützen wollte.
Am Donnerstag erschossen israelische Soldaten in Nablus zwei bewaffnete Palästinenser auf offener Straße. Eine dritte Person wurde verletzt, als Militär im alten Marktviertel der Stadt das Feuer eröffnete.
Jerusalem (adn) - Israel ist weiterhin nicht bereit, die Bildung eines palästinensischen Staates in den besetzten Gebieten zuzulassen, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Yossi Amihud. Bei Gesprächen könne es nur um eine Autonomie gehen, nur darüber sei Israel zu Verhandlungen bereit. Ferner plane seine Regierung nicht, die in diesem Jahr aus der Sowjetunion erwarteten Emigranten in den besetzten Gebieten anzusiedeln.
Moskau (adn) - Die UdSSR wird ihre politischen Aktivitäten im Nahen Osten verstärken, teilte der stellvertretende Außenminister Woronzow am Donnerstag mit. Erstmals seit vielen Jahren gebe es reale Voraussetzungen für Fortschritte. Am Dienstag hatte er den Botschaftern der arabischen Staaten in Moskau die Unterstützung Moskaus in der Frage der jüdischen Einwanderer zugesichert. Dieses Problem solle im UN-Sicherheitsrat erörtert werden.
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