Neue Studie des Science Magazine: Klimawandel führt zu mehr Waldbränden auf der Nordhalbkugel
Eine Studie zeigt, dass Waldbrände auf der Nordhalbkugel zugenommen haben. Das vermindert die Wirkung von Wäldern als natürliche Kohlenstoffspeicher.
Immer häufiger kommt es zu Bränden in nördlichen Wäldern. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse einer Studie, die am Freitag im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde. Darin haben Forschende satellitengestützte Daten aus den Jahren 2001 bis 2023 ausgewertet und festgestellt, dass die Kohlenstoffemissionen aus Waldbränden in diesem Zeitraum um 60 Prozent zugenommen haben. Dadurch speichern die Wälder weniger Kohlenstoff.
Einen immer größeren Anteil an den Emissionen aus Waldbränden verursachen laut der Studie Feuer in sogenannten borealen Wäldern. Dazu zählen Waldgebiete in Ländern wie Kanada, Norwegen und Russland. Hier gibt es vor allem Nadelwälder, die immer anfälliger für Brände werden – wegen des Klimawandels. Denn aufgrund des steigenden Kohlenstoffgehalts in der Atmosphäre wachsen die Bäume schneller. Dadurch verdichten sich die Wälder. In Kombination mit sich veränderndem Wetter führt das zu günstigeren Bedingungen für Waldbrände.
Bessere Klassifizierung von Waldbrandregionen
Das konnten die Forschenden herausfinden, indem sie die Faktoren, die zu Waldbränden führen, genau untersucht haben. Das lobt Elisabeth Dietze, Leiterin des Landschaftsbrandlabors der Universität Göttingen: „Diese außerordentlich detaillierte Studie verfeinert das Konzept der sogenannten Pyrome.“ Pyrome seien Regionen, die sich im langjährigen Mittel darin ähneln, wie häufig sowie in welcher Größe Brände auftreten und wie lang die Feuersaison dauert, erklärt Dietze.
„Interessant und neu ist, dass wichtige Faktoren berücksichtigt werden, die bisher weniger Beachtung gefunden haben“, so Dietze. „Dazu zählen beispielsweise die Struktur des Brennmaterials und die Art und Menge der Bodenvegetation und des Kronendachs, die beeinflussen, ob ein Brand ein Bodenfeuer bleibt oder in die Kronen ‚klettern‘ kann.“ Durch das detaillierte Wissen über die Faktoren, die Brände bedingen, könnten Akteur*innen vor Ort besser gegen die Waldbrandgefahr vorgehen, sagt Dietze. Je nach Region habe das unterschiedliche Implikationen, wie zum Beispiel ein gezieltes Waldmanagement durch geplantes Abbrennen der Bodenvegetation.
Menschengemachter Klimawandel verursacht Waldbrände
Die Studie verdeutlicht zudem den signifikanten Einfluss des Klimawandels auf Häufigkeit und Intensität von Waldbränden: In allen zwölf Pyromen, in die die Forschenden die weltweiten Waldregionen eingeteilt haben, gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Waldbränden und dem sogenannten Feuerwetter. Das bezeichnet anhaltend hohe Temperaturen, starke Winde und eine geringe Luftfeuchtigkeit. „Es ist erwiesen, dass diese Bedingungen direkt mit dem Klimawandel zusammenhängen“, sagt Dietze.
Waldbrandemissionen sind nicht natürlich
Die Studienautor*innen schlagen vor diesem Hintergrund vor, die CO2-Emissionen aus Waldbränden in den verschiedenen Emissionsberichten als menschengemacht anzugeben. Bisher würden sie als natürliche Emissionen klassifiziert. Dietze hält das für eine spannende Idee, „auch wenn diese Emissionen natürlich nicht den Ländern zuzurechnen sind, in denen die Brände stattfinden, denn der Klimawandel wird ja global verursacht.“ Zu bedenken sei außerdem, dass die Emissionen aus Waldbränden auf lange Sicht auch wieder ausgeglichen würden, da sich die Pflanzen regenerieren und dann wieder CO2 aufnehmen. „Doch das dauert Jahrzehnte“, so Dietze.
Waldbrandzentren haben sich verlagert
Waldbrände haben der Studie zufolge nicht nur in den borealen Pyromen zugenommen, sondern sind zugleich in den subtropischen Pyromen zurückgegangen. Diese Entwicklung zu analysieren und gegebenenfalls die Wirksamkeit implementierter politischer Maßnahmen zu identifizieren, sei nun ein wichtiger nächster Forschungsauftrag, meint Elisabeth Dietze.
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