: Neue Regierung in Irland
■ Keine absolute Mehrheit für die größte Oppositionspartei Fianna Fail / Bisherige Regierung erleidet herbe Verluste / Enttäuschendes Wahlergebnis für Sinn Fein
Aus Dublin Ralf Sotschek
Bei den irischen Parlamentswahlen hat die oppositonelle Fianna Fail die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Die Partei verlor sogar gegenüber den letzten Wahlen ein Prozent der Stimmen, konnte aber dank des komplizierten Wahlsystems durch Stimmübertragungen anderer Parteien einige Sitze hinzugewinnen. Fianna– Fail–Führer Charles Haughey benötigt die Stimmen der parteilosen Abgeordneten, um im März Premierminister zu werden. Diese Stimmen wird er zweifellos bekommen, steht dann aber mit einer Minderheitsregierung vor den alten ökonomischen Problemen. Die Stimmauszählung, die auch am Donnerstag abend noch nicht abgeschlossen war, ergab bei 149 ausgezählten Sitzen 77 Sitze für Fianna Fail, 44 für FitzGeralds Fine Gael, zwölf für die progressiven Demokraten, neun für Labour und sieben für andere Abgeordnete. Die bisherige Regierungspartei Fine Gael erlebte den erwarteten Erdrutsch. Dank der Rekorde bei den Arbeitslosenzahlen und der Staatsverschuldung hatte sie ihren Kredit verspielt. Ihre Stimmen gingen hauptsächlich an die Progressiven Demokraten. Sie propagieren einen rigiden wirtschaftlichen Reformkurs, mit dem sie vor allem die rechte Mittelschicht ansprechen. Die Verluste der Labour Partei hielten sich in Grenzen. Es war erwartet worden, daß Labour, die im Januar die Koalition mit Fine Gaele wegen der geplanten Kürzungen im Sozialhaushalt aufgekündigt und damit die Neuwahlen herbeiführte, ums Überleben kämpfen müßte. Offensichtlich ist die Partei jedoch rechtzeitig aus der Regierung ausgestiegen. Enttäuschend ist das Wahlergebnis für Sinn Fein, dem politischen Flügel der Irisch–Republikanischen Armee (IRA), die auf ihrem Parteitag am letzten November den Boykott des irischen Parlaments aufgehoben hatte. Sie hatte vor allem in dem Wahlkreis nahe der nordirischen Grenze auf einen höheren Stimmanteil als 1,9 Prozent gehofft.
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