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Neue Gesetze fürs IOC

■ Nie wieder ein Fall Thorpe, Nurmi, Schranz: Das Ende der Regel 26 („Amateur“)

Tokio (dpa) — Immer eilte bisher die Realität dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) voraus. Am Ende dieses Jahrhunderts unternehmen nun die Olympier bei ihrer 96. Vollversammlung in Tokio den schwierigen Versuch, die Gegenwart so in Übereinstimmung mit den olympischen Gesetzen zu bringen, daß die Spiele noch Zukunft haben.

In der japanischen Hauptstadt soll nun nach siebenjähriger mühsamer Vorarbeit eine neue IOC-Charta verabschiedet werden. Es ist bezeichnend, daß dieser Revision auch die berühmt-berüchtigte Regel 26 zum Opfer fallen wird.

Bis Anfang der 70er Jahre hieß sie auch Amateurregel. Und weil sie einst jedem Olympiakämpfer die Annahme auch des geringsten Entgelts und jeder Art von Werbung verbot, verlor der Amerikaner Jim Thorpe seine 1912 errungene Zehnkampf- Goldmedaille, wurden der finnische Läufer Paavo Nurmi von den Sommerspielen 1932 und der österreichische Abfahrer Karl Schranz von den Winterspielen 1972 ausgeschlossen. Dazu kann es nun nie mehr kommen.

Ein besonderer Verhaltenskodex wird dem (Profi-)Sportler nur noch in den Ausführungsbestimmungen (by law) für die Dauer der Olympischen Spiele vorgeschrieben. So soll er „den Geist des Fairplay und der Gewaltlosigkeit respektieren“ und sich an die Doping-Regeln halten. Er darf nicht werbend erscheinen und auch kein Olympia-Startgeld annehmen.

Willi Daume sieht dagegen keine Opposition. Der Staatsamateur ist tot. Im Zeitalter der Entspannung profitiert auch das IOC vom Niedergang der Ideologien. Daumes IOC- Kollege Walther Tröger meinte: „Es wird nicht festgeschrieben, was nicht schon existiert hat.“

Die Änderungen der bisher 69 Regeln gehen jedoch nicht einher mit der Schaffung eines neuen philosophischen Unterbaus, wie Kritiker beklagen. So sprach der Kölner Historiker Manfred Lämmer von einem „Sammelsurium technokratischer Neuerungen. Die Prinzipien, die Olympische Spiele rechtfertigen, umfassen gerade eine Seite.“ Der Philosoph und Ruder-Olympiasieger Hans Lenk mahnte: „Eine intellektuelle Neuorientierung der Idee ist überfällig, wenn Olympia nicht gänzlich als Affenzirkus enden soll.“

Wie prinzipienlose, fast nur noch auf „Big Business“ aufgebaute Spiele enden könnten, beschrieb Lämmer ganz undramatisch so: „Wenn Milliarden von Menschen den Fernseher abschalten.“

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