: Neue Friedensvorschläge für Libanon
■ UdSSR und Frankreich wollen syrischen und israelischen Truppenabzug im Libanon / USA sollen auf Israel einwirken / Französische und sowjetische Unterhändler in Beirut und Damaskus
Beirut (ap/afp) - In die diplomatischen Bemühungen der UdSSR zur Lösung des Libanonkonflikts steigt jetzt auch Frankreich mit einem sogenannten Drei-Punkte-Plan ein. Nach dem sowjetischen Vorschlag sollen die syrischen Truppen das mohammedanische West-Beirut und das Bekaa-Tal verlassen, wenn sich die israelischen Truppen aus Südlibanon zurückziehen. Anschließend sollen Präsidentschaftswahlen im Libanon stattfinden.
Außerdem will sich die Sowjetunion in Washington dafür einsetzen, daß die USA entsprechend auf Israel einwirken, damit der Plan realisiert werden kann. Der Leiter der Nahostabteilung des UdSSR-Außenministeriums, Gennadi Tarassow, setzte am Wochenende seine Bemühungen um den Kompromiß fort. Tarassow sprach in Beirut mit christlichen und moslemischen Vertretern der rivalisierenden Regierungen.
Der französische Drei-Punkte-Plan basiert im wesentlichen auf den sowjetischen Vorstellungen. Danach sollen alle Waffenlieferungen in den Libanon gestoppt werden. Weiterhin müßten sich sowohl die syrischen als auch die israelischen Truppen aus dem Libanon zurückziehen. Der französische Außenminister Roland Dumas sprach sich für eine Neubestimmung der Koexistenz der verschiedenen Glaubensgemeinschaften im Libanon aus.
Der Sondergesandte des französischen Außenministeriums, Francois Scheer, ist gestern mit dem syrischen Außenminister Faruk el-Schareh zusammengetroffen. Im weiteren Verlauf seiner Mission soll er Gespräche in Beirut sowie mit den Mitgliedern des arabischen Dreierkomitees (Saudi-Arabien, Algerien und Marokko) führen.
Die ins östliche Mittelmeer entsandten französischen Flottenverbände wurden bis auf ein Schiff aus der Küstennähe abgezogen und kreuzten gestern im Gebiet zwischen Zypern und Kreta. Die syrischen Medien übten erneut scharfe Kritik an der Entsendung der französischen Schiffe in das Krisengebiet und forderten eine „arabische Lösung“ für den Libanon.
Die französische Presse äußerte sich gestern überwiegend positiv zu der Entsendung der Flottenverbände und erklärte, das Ausbleiben des befürchteten Vernichtungsschlags der Syrer gegen die christlichen Truppen von General Aoun in Beirut habe die Richtigkeit der Entscheidung bestätigt.
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