Neue Bildungseinrichtung geplant: Hochschule für Humanisten
Die Kirchen haben schon lange eigene Bildungseinrichtungen. Der Humanistische Verband will jetzt auch eine – doch es gibt Gegenwind.
Während die Lehrkräfte der Kirchen an Hochschulen ausgebildet werden, kommen die Humanisten aus einem verbandseigenen Ausbildungsinstitut. Das soll sich ändern. Der HVD möchte in Berlin eine Humanistische Hochschule gründen. Wenn es nach dem Verband geht, der sich als Weltanschauungsgemeinschaft versteht, soll sie nach den gleichen Kriterien vom Land gefördert werden wie die kirchlichen Hochschulen.
„Aus weltanschaulicher Perspektive ist eine Humanistische Hochschule neben den kirchlichen Fachhochschulen eine wichtige Ergänzung“, heißt es von den Humanisten. Nach eigenem Selbstverständnis vertritt der HVD mit bundesweit rund 25.000 Mitgliedern die Interessen von religionsfreien Menschen in Staat und Gesellschaft. Er beruft sich dabei auf Werte wie menschliche Vernunft, Solidarität und Menschenrechte.
Der Verband betreibt Kitas, Beratungseinrichtungen und Hospize. In Berlin und Brandenburg hat er eigenen Angaben zufolge 1.400 Beschäftigte. 400 Lehrkräfte unterrichten das freiwillige Fach Humanistische Lebenskunde. Die erste eigene Hochschule in Deutschland soll mit fünf Professuren und drei Studiengängen starten – auch, um fehlende Fachkräfte auszubilden, so der Verband.
Zum Wintersemester 2022/23 soll es losgehen
Geplant sind zwei weiterbildende Masterstudiengänge für Lebenskunde-Lehrkräfte und angewandte Ethik und ein Bachelor in Sozialer Arbeit, Schwerpunkt „Spiritual Care“. Das religionsfreie Konzept behandle unter anderem den Umgang mit existenziellen Fragen und einem Lebensende in Würde, so Verbandssprecherin Sonja Giese.
Nach den Plänen des HDV soll die erste Humanistische Hochschule in Deutschland ihren Betrieb im Wintersemester 2022/23 aufnehmen. Im Juni hat der Verband seine Unterlagen zur Anerkennung der Hochschule bei der zuständigen Senatsverwaltung eingereicht, wo sie derzeit geprüft werden.
Mit der Hochschulanerkennung ist es für die Humanisten aber nicht getan. „Wir streben analog zu den konfessionellen Hochschulen eine Landesfinanzierung an“, sagt Anja Krüger-Chan, Projektleiterin der geplanten Hochschule, gegenüber der taz. Denn das Berliner Hochschulgesetz sieht eine teilweise Kostenerstattung der beiden bestehenden kirchlichen Hochschulen vor.
Als Weltanschauungsgemeinschaft, die seit 2018 in Berlin den Kirchen als Körperschaft öffentlichen Rechts gleichgestellt ist, wähnt sich der Verband mit einer neuen Hochschule ebenfalls berechtigt. Und stößt nicht überall auf Zustimmung.
Verteilungskämpfe vorprogrammiert
Die hochschulpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Eva Marie Plonske, gibt etwa gegenüber der taz an, dass ihre Partei einen Rechtsanspruch auf Landesfinanzierung nicht erkennen könne. Aus Landessicht sei es zudem sinnvoller, die bestehenden Angebote der Berliner Hochschulen auszubauen, der Humanistische Verband könnte dabei sehr gut integriert werden.
Der hochschulpolitische Sprecher der Berliner FDP-Fraktion, Stefan Förster, sieht angesichts des Finanzbedarfs der bestehenden Hochschulen keinen finanziellen Spielraum für weitere. Und er befürchtet eine Signalwirkung: „Das zieht aus unserer Sicht weitere Konfessionen oder nichtkonfessionelle Einrichtungen nach sich, die entsprechend auf Gleichbehandlung pochen.“
Schließlich sind neben den beiden großen Kirchen über 20 Religionsgemeinschaften Körperschaften des öffentlichen Rechts. Gegenwind kommt auch von den staatlichen und kirchlichen Hochschulen in Berlin. Anfang des Jahres fragte die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten in einer Stellungnahme: „Was soll bei diesem Gesamtangebot in Berlin der Mehrwert einer humanistischen Hochschule sein?“
Um den geplanten Campus im Gebäude der ehemaligen australischen Botschaft in Pankow steht jedenfalls schon ein Bauzaun.
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