: Neue Asbest-Lawine
■ Ossietzky-Schule erneut geschlossen / Kitas und Kaufhäuser gefährdet
Neue Asbest-Lawine
Ossietzky-Schule erneut geschlossen / Kitas und Kaufhäuser gefährdet
Auf Berlin rollt offensichtlich eine neue Asbest-Lawine zu. Gestern wurde die Ossietzky-Gesamtschule in Kreuzberg geschlossen. An Zwischenwänden der Marke MOBAU hat der TÜV in dem Schulgebäude Asbestkonzentrationen von 26.000 und 10.000 Fasern pro Kubikmeter gemessen. Auch an der Steglitzer Bröndby-Gesamtschule hat der TÜV an derartigen MOBAU-Wänden Werte ermittelt, die deutlich über dem Grenzwert des Bundesgesundheitsamtes von 1.000 Fasern liegen. Die Ergebnisse der TÜV-Gutachten für die zwei Schulen wurden gestern nur mündlich bekannt. Erst wenn die vom Bausenat bestellten Gutachten am Montag schriftlich vorliegen, will auch der Steglitzer Volksbildungsstadtrat Härtel (SPD) Entscheidungen treffen. Die AL, die das Problem gestern publik machte, sieht nicht nur alle in den 70er Jahren gebauten Gesamtschulen als potentiell betroffen an, sondern neben anderen auch Kitas und Kaufhäuser. Die MOBAU -Wände enthalten Platten aus Promabest mit 30 Prozent Asbestanteil. Dieser Kern ist mit Segmenten aus Steinwolle und Blech verkleidet, die durch Gummilippen verfugt sind. Werden diese Fugen porös, kann Asbest austreten. Der TÜV hatte für seine Messungen zudem durch Türenschlagen, Treten und Biegen „Belastungssituationen“ simuliert. In der ohnehin asbestbelasteten Gesamtschule Emser Straße in Wilmersdorf stehen offenbar ebenfalls MOBAU-Wände. Die Messungen, die in diesem immer noch geöffneten Schulgebäude zur Zeit vorgenommen werden, haben zwar keine hohen Werte erbracht, werden jedoch ohne Belastungsproben durchgeführt. Baustadtrat Kähler(CDU) erklärte auf Anfrage, man werde das neue Problem nächste Woche diskutieren. Die Ossietzky-Schule bleibt vorerst bis Dienstag geschlossen, weil dann weitere Meßergebnisse erwartet werden. Mangels Ausweichgebäude werde man womöglich bis zu den am 23.Juni beginnenden Sommerferien beim Schulsenat einen „vorzeitigen Schulschluß“ beantragen müssen, erklärte der Leitende Schulrat Nitschke. Die Schule könnte dann in den Sommerferien saniert werden.hmt
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