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Archiv-Artikel

PORTRÄT RAUL BOBADILLA VON DANIEL THEWELEIT Neuanfänger

Über die beiden spektakulärsten Aktionen von Raul Bobadilla sprach niemand mehr, nachdem der 4:3-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen abgepfiffen war und der argentinische Stürmer sich stolz von Kamera zu Kamera schicken ließ, um seine frisch erlernten Deutschkenntnisse zu präsentieren. „Super Tag, super Spiel“, sagte der Doppeltorschütze und Doppeltorvorbereiter. Außergewöhnliches geleistet hatte er zwar nicht, denn bei allen vier Toren hatte die Bremer Defensive freundlich mitgeholfen, doch Bobadillas große Begabung war trotzdem zu sehen. Zweimal versuchte Bobadilla, Tim Wiese zu überlupfen, einmal verfehlte sein Schuss den Winkel nur knapp, einmal kratzte der Bremer Torhüter den Ball noch von der Linie, das waren wirklich bemerkenswerte Stürmeraktionen.

Mit etwas mehr Fortune hätte Bobadilla also vier oder gar fünf Tore erzielt, aber auch ohne diese maximale Ausbeute war er am Ende überglücklich. Denn er hatte es seinen Kritikern gezeigt. „Boba hatte eine schwere Zeit, die Öffentlichkeit hat schon angefangen zu schreiben: „der 4-Millionen-Mann, der keine Tore schießt“, sagte Mitspieler Tobias Levels, „diesen Leuten hat er jetzt erst mal einen Maulkorb verpasst.“ Einige Zeitungen hatten sich den 22-Jährigen Stürmer explizit vorgeknöpft.

Der hatte zwar meist gut gearbeitet, hatte seinen bulligen Oberkörper effizient in den Dienst der Mannschaft gestellt, doch seine beiden Torvorlagen und sein bis dahin einziger Treffer stammten aus den ersten Wochen des Spieljahres. „Stürmer sind da schon ein bisschen eigen“, sagte Trainer Michael Frontzeck, „sie denken, dass das Spiel nur aus Toreschießen besteht“, Bobadilla habe sich in der Winterpause vorgenommen: „Jetzt kommt ein neues Jahr und kommen neue Tore.“ Der Anfang ist gemacht. Doch auf solch eine indisponierte Abwehr trifft man in der Bundesliga nur alle paar Jahre.