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Neu in der Schauburg: „Fessle mich“ von Pedro Almodovar

■ Infernalischer Leporello

Das funktioniert so: Blut ist blutrot, Orangen sind orangenorange und Swimmingpools swimmingpooltürkis. Und das Schöne ist so schrecklich und das Schreckliche so schön wie eine Kitschpostkarte - die mit der glühend blühenden Geranie im Vordergrund auf einem Säulchengeländer etwa der Alhambra in Granada, dahinter geht derart die Sonne unter, daß die Pupillen quietschen. Aber nicht vor Vergnügen. Ein infernalisches Leporello dieser Spezies der konstruierten künstlichen Ansicht ist Pedro Almodovars neuester Film „Atame-Fessle mich!“ Farben sind das, die nicht warm werden sollen mit uns, sondern gewalttätig in die Augen schneiden eine Art andalusischer Hund der 90er.

Das ist so unverfroren, daß man sofort, wenn man nicht schon geblendet wäre, kristallisieren möchte vor Empörung gegenüber diesen geschmacklosen, wie doppelt nachcolorierten Dekor-Devotionalien: Madonna im Rosenhag als Großraumbild. Türkiser Kulissen-Himmel. Mohnplüschrot wehende Vorhänge. Kleider wie Rosenreslis Renaissance. Und dazu der Mann als der schreckliche Engel, der Gewalt mit Erlösung verwechselt. Und die Frau soll sein ein durch seine Obsessionen zu ihrem Glück gezwungenen Geschöpf.

Folgerichtig spielt ein B-Picture im Film mit, folgerichtig interessiert Almodovar Liebe und Gewalt nur als Dekoration der Antagonismen Mann und Frau. Folgerichtig hält jemand glühend blühende Geranien in den Bildvordergrund, als dahinter das B-Movie-Team eine billige Horrorszene dreht. Und die eigentliche Geschichte?

Ist eine ebensolche Ansammlung gemeiner Plätze, denen völlig egal ist, ob sie stimmen. Das Klischee ist das Klischee ist das Klischee. Ricky (Antonio Banderas), der niederbestirnte Mann mit dem hermetischen Verstand, der sein Herz in Irrenhäusern verloren hat, bringt seine Traumfrau Marina (Victoria Abril) in seine Gewalt. Marina, Ex-Junkie, Ex -Hure, Pornohorrordarstellerin des Film-im-Film-Streifchens, ist ihm - gefesselt auf ihr Bett - hilflos in der eigenen Wohnung ausgeliefert. Das sind Bilder, die Platzangst auslösen in einer, weil die latente Gewalt des Mannes gegenüber der Frau als sein potentestes Potential verklärt scheint. Bis die Macht kippt. Am Ende zwingt Aldomovar schön rein, Schrecken raus - wie ein aggressives Waschmittel. Sauber wird natürlich niemand. clak

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