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Im Grunde reicht eine Jahreszahl, um das Interesse an diesem Film zu wecken: 1971 (!), dieser ungeheuerliche, heute nur noch basses Staunen und Kopfschütteln hervorrufende späte Termin, an dem die Schweiz das allgemeine Stimm- und Wahlrecht für Frauen einführte. „Verliebte Feinde“ ruft die Zeit davor in Erinnerung, die langen Jahrzehnte, in denen mit den reaktionärsten und irrationalsten Argumenten den Schweizer Frauen die demokratische Mitbestimmung und -gestaltung verweigert wurde. Inmitten dieser Zeit aber gab es eine Frau, die privat und politisch, in ihrer Lebensweise und ihrem Schreiben, ihrer missbilligenden Umwelt zum Trotz auf radikale Gleichberechtigung bestand. Ihr Name war Iris von Roten, und es war höchste Zeit, dass über sie mal ein Film gemacht wurde. „Verliebte Feinde“ zeigt die Ereignisse von damals in der Dopplung von Spielszenen und Dokumentarmaterial, und schnell wird auch klar, warum die Filmemacher diese Mischform wählten: Das Leben von Iris von Roten enthält zu viele divergierende, interessante Aspekte, als dass man sie in eine „ästhetisch reine“ Form bringen könnte. In Delphi, Filmkunst 66, Passage, FT