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Archiv-Artikel

Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm „The Act of Killing“ beginnt mit einer Totalen, die aus gemessenem Abstand auf eine unwirkliche Szenerie blickt. Tänzerinnen in festlichen Kostümen entsteigen erst einer Riesenkarpfen-Installation und performen dann vor einem rauschenden Wasserfall. In der zweiten Einstellung dieser weichzeichnerisch gefilmten Musical-Fantasie mischen sich zwei Männer unter das Ensemble, einer schwarz gewandet, der andere im Kostüm einer Dragqueen und grell geschminkt. Die große, anhaltende Irritation, die „The Act of Killing“ auslöst, hängt wesentlich damit zusammen, dass den männlichen Hauptdarstellern jeder Sinn dafür zu fehlen scheint, auf welch fundamentale Weise sie sich selbst in ein schlechtes Licht rücken. Die beiden Männer, Anwar Congo und Herman Koto, stellen den Film durch dieses Bewusstseinsdefizit vor ein moralisches und geschichtspolitisches Problem, das ästhetisch nicht folgenlos bleiben kann: Wie filmt man Massenmörder, die glauben, nichts zu verbergen zu haben? Eiszeit, Filmkunst 66, Hackesche Höfe, Lichtblick-Kino