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■ „Peronismus“ und „Populismus“Neoliberale mildtätig zu sich selbst

betr.: „Im Rückschwung gegen die Neoliberalen“, (Argentinien und Venezuela suchen ihr Heil im Populismus), taz vom 4. 1. 2002

Die Erschütterung der Katharina Koufen über das angebliche Wiedererstehen des von ihr Gott sei Dank tot geglaubten Populismus ist schwer verständlich.

Die Herren, die „Gelder mit der Gießkanne verteilen und Armut mit Mildtätigkeit bekämpfen“, sind von denen ersetzt worden, die alle nationalen Unternehmen und Ressourcen ans Ausland verkauft haben, die Pensionsfonds den Banken als Kapital zur Verfügung gestellt haben und die Kommunikationsinfrastruktur ihrer Länder samt Souveränität den Transnationalen überlassen haben. Dabei waren die Herren, egal ob sie Menem, Fujimori oder Alemán heißen, nur noch zu sich selbst „mildtätig“, das heißt so korrupt, dass sie eigentlich gleich nach ihrer Amtszeit ins Gefängnis gehört hätten.

Gleichzeitig hat der Neoliberalismus die Ungleichheit in der Verteilung des Reichtums dramatisch vergrößert und 65 Prozent der Bevölkerung Lateinamerikas in Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung gedrängt.

Trotz allem, mehr davon.

Dass im Zeitalter des einen Wortes und des einen Bildes jeder, der andere Lösungen versucht, diskreditiert wird, ist nicht weiter verwunderlich. Aber dass Präsident Hugo Chávez sein Land Venezuela mit drei Prozent Wirtschaftswachstum (dem höchsten Wachstum in ganz Lateinamerika), einer positiven Handelsbilanz, sinkender Inflation und einer Verschuldung von 21 Milliarden Dollar (Brasilien 236 Milliarden Dollar, Chile 37 Milliarden Dollar) in die Misere geritten hat, ist genauso falsch wie ihn als Populisten zu bezeichnen. RENATE FAUSTEN, Duisburg

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