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Negatives Umfeld

■ Wie Mercedes in USA werben wollte

Bonn (dpa/taz) – Daß werbetreibende Firmen gelegentlich versuchen, den redaktionellen Teil von Zeitungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen, ist in Deutschland ein durchaus gewöhnlicher Vorgang. Im Land der Meinungsfreiheit sieht man das durchaus anders, wie der Werbechef der Mercedes-Benz of North America, Albert Weiß, lernen mußte. Denn in den USA brach ein Sturm der Entrüstung los, als die deutsche Nobelkarossenfirma höchst unfein die Vergabe von Werbeaufträgen an amerikanische Zeitungen davon abhängig machen wollte, daß nicht gleichzeitig im redaktionellen Teil der Zeitungen schlecht über die Firma oder deutsche Produkte berichtet wird.

In der mittlerweile zurückgezogenen Werbeanweisung an mehr als 30 amerikanische Zeitungen, Zeitschriften und Autopublikationen hatte Mercedes-Benz of North America gefordert, seine Werbung auf spätere Tage zu verschieben, wenn zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt auch Artikel erschienen, die zu einer „negativen Haltung gegenüber deutschen Produkten führen könnten“. Ziel der Werbeanweisung war nach Angaben von Weiß, ein negatives Umfeld zu vermeiden. Die Rücknahme der Anweisung begründete er mit „Fehlinterpretationen“ dieses Ziels und damit, daß Mercedes „die Meinungsfreiheit als grundsätzliches Recht ansehe“ und niemanden zum Schweigen bringen wolle.

Gestern wachte dann auch der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft auf. „Werbung darf nicht zu wettbewerbsfremden Zwecken mißbraucht werden“, mahnte ein Sprecher in Bonn. Redaktion und Werbung sei strikt zu trennen. In Deutschland funktioniere das auch gut ...

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