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Nato-Vorhut setzt Jugoslawiens Präsidenten unter Druck

■ Generäle verhandeln mit Milošević. Ausgewiesener OSZE-Chef will im Kosovo bleiben. Kämpfe dauern an

Belgrad/Wien/Priština (dpa) – Der Westen hat gestern als Antwort auf die Ausweisung des OSZE-Missionschefs im Kosovo den Druck auf Belgrad erhöht. Der Nato-Oberkommandierende in Europa, US-General Wesley Clark, und der Chef des Nato-Militärausschusses, der deutsche General Klaus Naumann, trafen gestern in Belgrad ein, um mit dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević zu verhandeln. „Die Allianz ist bereit zu einer Aktion. Milošević soll sich keiner Illusion hingeben, daß die Nato in der Kosovo- Krise nicht handelt“, sagte Clark vor seiner Ankunft in Belgrad.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat unterdessen klargemacht, daß sie im Kosovo bleiben werde. Der Leiter der Beobachtungsmission, der US-Diplomat William Walker, werde das Land nicht verlassen, erklärte OSZE-Sprecherin Melissa Fleming gestern. „Wir glauben, daß unsere Arbeit dort wichtiger denn je ist“, sagte Fleming. Belgrad hatte Walker am Montag aufgefordert, den Kosovo binnen 48 Stunden zu verlassen; gestern wurde die Frist um weitere 24 Stunden verlängert.

Die rot-grüne Bundesregierung strebt in der sich verschärfenden Krise weiter eine politische Lösung an. Außenminister Joschka Fischer (Grüne) warnte gestern vor einem Militäreinsatz und meinte, die Lage im Kosovo sei viel zu ernst, um „die Muskeln spielen zu lassen“. Das Bündnis müsse nach Abschluß der Gespräche der beiden Nato-Militärs mit der jugoslawischen Führung in Belgrad neu beraten.

Heute wird auch die Sechs-Mächte- Kontaktgruppe in Brüssel über eine Lösung des Kosovo-Konflikts beraten.

Serbische Einheiten beschossen nach albanischen Angaben auch gestern Dörfer im Kosovo mit Artillerie. Wie das kosovo- albanische Informationszentrum mitteilte, wurden Petrovo, Malopoljce und weitere Ortschaften bei Stimlje angegriffen. Bericht Seite 5

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