: Nasa unter Kritik
Gutachten zur Internationalen Raumstation fordert anders Managment und Einsparungen beim Personal
BERLIN taz ■ Ein unabhängiges Gutachten hat der Raumfahrtagentur NASA starke Kostenüberschreitungen bei der Internatiponalen Raumstation ISS attestiert. Kurz vor entsperechenden Beratungen im US-Kongress forderten am Freitag die unabhängigen Experten, darunter zwei Nobelpreisträger, die Kosten für die entstehende Station im All drastisch zu verringern. Ohne „eine rakidale Reform“ innerhalb der US-Raumfahrbehörde wären die Finanzierung der Weltallvorhaben nicht zu sichern.
Die ISS sollte ursprünglich gut 90 Milliarden Dollar kosten – 60 für den Bau, 30 für den Betrieb. 16 Länder kooperieren, der Hauptteil des Geldes, Know- hows und Materials kommt von den USA und Russland. Die Station ist die einzige bemannte in der Erdumlaufbahn. Die Gutachter um den ehemaligen Martin Marietta-Firmenchef Thomas Young prognostizierten nun allein in den nächsten fünf Jahren Mehrkosten von vier bis fünf Milliarden Dollar. Der Beitrag der US-Regierung für die ISS hätte sich auf 30 Milliarden Dollar fast verdoppelt – und das ohne die Kosten für die Space Shuttle-Flüge. Besonders unerfreulich für die Parlamentarier: Die für das Projekt vorgesehenen 8,3 Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren seien „unglaubwürdig“, weil die NASA ihre Kosten schlecht abschätzen könne.
Von den Kostenvoranschlägen über die laufende Kontrolle bis zur mangelnden Vorausplanung über ein Budget-Jahr hinaus – vor allem das schlechte Managment durch die NASA wird von den Gutachtern kritisiert. Um die Kostenexplosion einzudämmen, fordert die Studie eine längere Verweildauer der Astronauten in der Umlaufbahn: Blieben sie sechs statt bisher vier Monate, müssten nur vier statt bisher sechs Space Shuttles pro Jahr starten. Das würde bis zum Jahr 2006 ungefähr 670 Millionen Dollar einsparen.
Die US-Regierung ließ schon früher verlauten, dass die NASA Mehrkosten innerhalb ihres Budgets aufbringen müsse. Die Pläne für die Station werden wohl zusammengestrichen. Derzeit wird eher mit einer dreiköpfigen Besatzung gerechnet statt wie früher geplant mit siebenköpfigen. Bestimmte Module werden wohl nie gebaut werden. Das Expertenkomittee warnt: Wenn die Raumfahrtbehörde die Kosten nicht in den Griff bekomme, werde die ISS lediglich ein drei-Mann-Außenposten sein – mit beschränkter Forschungskapazität. REINER METZGER
Bericht: www.nasawatch.com , ISS: www.spaceflight.nasa.gov
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