: Namibias Kirche gegen Strauß
■ Kirchenrat „zutiefst schockiert“ über Namibia–Besuch / Die „Vereinigte demokratische Front“ (UDF) bescheinigt Strauß, er gehöre zu den „gesteuerten Unterstützern“ der Apartheidpolitik
Johannesburg (afp/dpa) - Der bevorstehende Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU–Chefs Franz Josef Strauß im von Südafrika besetzten Namibia wird vom namibischen Kirchenrat boykottiert werden. In einer am Freitag in Johannesburg veröffentlichten Erklärung zeigte sich der Rat „zutiefst schockiert“ über die Absicht des Gastes aus München, dieses - in seiner Souveränität lediglich von Südafrika anerkannten - Territorium am 29. Januar zu besuchen. In einer am Donnerstag in Johannesburg veröffentlichten Stellungnahme kritisierte die größte südafrikanische Anti–Apartheids–Organisation „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF), Strauß sei von der Bevölkerungsmehrheit des Landes nicht eingeladen worden und deshalb sei er auch nicht willkommen. Die UDF warf dem bayerischen Ministerpräsidenten vor, er habe die internationalen Appelle zu einer diplomatischen und politischen Isolierung Südafrikas mißachtet. In der schriftlichen Erklärung hieß es weiter, durch sein Zusammentreffen mit Präsident Botha habe Strauß bestätigt, daß die Kohl–Regierung zu den „getreuesten Unterstützern“ der Rassentrennungspolitik gehöre. „Wir finden diese konstante Bereitschaft, mit der Ungerechtigkeit zu kollaborieren, erstaunlich“, bemerkte die UDF. Der marxistische mosambikanische Staats– und Parteichef Joaquim Chissano hat in dem Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz–Josef Strauß die Freundschaft zur Bundesrepublik als „unwiderruflich“ bezeichnet. Zum Auftakt der Begegnung in Maputo am Freitag versprach Strauß im Gegenzug, sich für eine Änderung in Südafrika mit dem Ziel einer „multirassischen Gesellschaft“ einzusetzen. Die „Gleichbehandlung aller Rassen“ sei die einzige Zukunft für Südafrika. Die bayerische Delegation wurde noch gestern zur Fortsetzung der Anfang der Woche aufgenommenen Gespräche in Südafrika zurückerwartet. Aufgrund starker Regenfälle in Mosambik verzögerte sich jedoch der Abflug um mehrere Stunden.
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