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Archiv-Artikel

tonspur Namenstage

Tragen Sie einen seltenen Namen? Oder sogar einen seltsamen? Vielleicht Wischikowski? Oder Kukuk? Oder sogar von Blaupunkt? Dann könnten Sie sich mit diesem an Radio eins wenden. Besser gesagt: an Professor Udolph. Er ist einer der wenigen Namensforscher mit Radioformat. Denn werktäglich knackt er via Äther und Telefon Familiennamenrätsel (12.10 Uhr). „Numen, Nomen, Namen“ heißt die kleine, feine Rubrik – und jeden Tag ist Namenstag auf Radio eins. Natürlich nur für Erwachsene: „Das ist ein verdammt schwerer Name, hm, aber ich habe eine Spur ins Westfälische“ – Udolph platzt jedes Mal nahezu vor Begeisterung und Anteilnahme. Nach dem Erstkontakt mit dem Hörer hat er zwei Musiktitel Zeit, um nach der Herkunft des Namens zu forschen. Das tut er an der Universität Leipzig, denn dort ist er als Professor für Namenskunde tätig. Und dann gibt er die Lösung preis, eifrig plappert Udolph Namensgeheimnisse aus: „Richtig, ja, verstehen Sie?“. Seine Augen müssen dabei leuchten, ich bin mir sicher.

Begehrt sind die radiophonen Ausflüge des Professors ins Hugenottische, Mittelhochdeutsche und Ostpreußische: Etwa 50 E-Mails mit dem Wunsch nach Namensaufklärung gehen täglich in der Redaktion ein (www.radioeins.de). Und da es sich um ernste Sprachwissenschaft und nicht nur um einen Radio-Gag am Rande handelt, möchte ich jetzt noch mit meinem Spezialwissen prahlen: Die Namenskunde heißt nämlich in der Fachsprache Onomastik. Was lustig klingt! Noch lustiger wäre, wenn sich eine Marianne Onomastik mal bei Professor Udolph melden würde, um sich die Herkunft ihres Namens erklären zu lassen.

Oho, ein Onomastiker! Ein Onomas-Ticker? Oder ein Onoma-Sticker? So würde Manuel Professor Udolph begrüßen. Vielleicht. Heute wollen wir mal bei den Namen bleiben. Manuel ist auf den ersten Blick ein stinknormaler Vorname. Unternimmt man jedoch eine artikulierte Betonungsverschiebung, hört sich die Sache gleich anders an: Manuell nämlich. Das ist nur einer der Sprach- und Sprechtricks, die Alvaro Garcia de Zúniga in seinem Hörspiel durchexerziert. (Übrigens auch ein schöner Name, wäre bestimmt was für den Professor!) Hier werden Unterbrechungen unterbrochen und folgende Schritte befolgt, Präfixe vor die Fixe gestellt und Definitionen per definitionem als das verstanden, was nicht fertig, also sine finis, ist. Die Bedeutungsvielfalt der Wörter ist unendlich – und gleichzeitig mündet sie in ein Verständnischaos. Der Protagonist in diesem absurden Worthörspiel ist Manuel, halb Mensch, halb Handbuch. Sein Wortschatz ist das Textmaterial von Gebrauchsanweisungen, die ja in der Regel schon schwer zu kapieren sind. Wenn man sie aber noch kräftig durchschüttelt, Buchstabensuppe draus macht und zudem das Ganze in zehn Sprachen vorträgt, ist die Ratlosigkeit groß. Bei Manuel. Und beim Hörer, vielleicht. Denn lässt man sich auf diese seltsamen Sprechakte ein, dann hat man mit Manuel genauso viel Spaß wie mit einem konkret poetischen Gedicht von Jandl & Co. („Manuel“, Sa, 23.05 Uhr, WDR3). „Schluss endlich“, würde Manuel sagen.

Aber bevor wir schlussendlich abschließen, wollen wir noch einen kleinen Hinweis anschließen. Ich komme nicht umhin, die Nacht vor der Fusion von ORB und SFB zu erwähnen. Auch hier hatte man ja lange um einen Namen gerungen – jetzt wird das neue Kind RBB heißen. Herzlich willkommen heißt man alle Hörer von Radio Kultur am Mittwoch um 20.05 Uhr. Der Abend vor der Fusion, das „Finale“, wartet mit allerhand Erinnerungen auf: Die letzten 50 Jahre des SFB lässt man Revue passieren, eingeladen sind – wie könnte es heute anders sein? – lauter bekannte Namen: Goetz Kronburger zum Beispiel, Mitarbeiter der ersten Stunde, Lea Rosh und Anne Will als prominente SFB-Küken, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und viele andere, die aufgrund des zu Ende gehenden Platzes hier nicht mehr namentlich genamt, äh … genannt werden können. Nur einer noch:

VERONA VON BLAUPUNKT