■ Kommentar: Namen ohne Ideen
Was für ein Auftritt. Uwe Seeler, die Ikone des Hamburger Fußballs, erklärt sich nach langem und zähem Drängen dazu bereit, den HSV vor dem Untergang zu bewahren. Jetzt wird alles wieder gut beim darbenden Bundesligisten, denn Uns Uwe bürgt nicht nur mit seinem Namen, nein, er hat auch tüchtige „Freunde“ mitgebracht, die „helfen“ wollen.
Doch was sind das eigentlich für Menschen, denen der 58jährige „vertraut“? Ein Paar ausrangierter Senatoren, einige Ex-Profis und ein „Intrigant und Minenleger“. Zumindest hält HSV-Coach Benno Möhlmann Harry Bähre für einen solchen. Sieht so eine Crew aus, die den Titel Team HSV 2000 verdient?
Es geht um die Modernisierung eines Vereins, doch was Uwe Seeler an Neuerungen präsentiert, ist nicht zukunftstaug- lich. Hier ein bißchen Aufsichtsrat, dort eine kleine Beraterrunde. Doch mit ein bißchen Strukturreform wird er den HSV nicht erfolgreich ins nächste Jahrtausend führen können. Eine kleine Vision hätte es schon sein dürfen. Die Euphorie wird nicht ewig halten.
So reicht es nur zur Großen Koalition, zum Bollwerk gegen wirkliche Veränderung. Der HSV will sich auf seine verlorengegangene Klientel besinnen und versucht, sich wieder beim Establishment einzuschmeicheln. Mit Lange und Hackmann hat sich Seeler die richtigen Männer an Bord geholt. Im Warmhalten und Auffrischen alter Filzkontakte sind rechte Sozialdemokraten seit jeher erste Wahl.
Seeler will einen „neuen Weg“ gehen. Doch was er gestern vorstellte, sind Namen statt Ideen. Clemens Gerlach
Bericht Seite 24
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