KOMMENTAR: Nagende Fragen
■ Turnerbeine, ihre Arbeit, ihre Wirkung und überhaupt
Ich finde das alles sehr unbefriedigend. In die Straßenbahn, mit der ich zum Tina-Turner-Konzert wollte, hätte ich nur osteuropäisch-berlinisch können, mit von-außen-zudrücken. Da bin ich lieber unzerdrückt außenvor geblieben. Aber mit nagenden Fragen.
Z.B. die Beine. Da wird in der Berichterstattung immer ausgiebig und sportlich die „gute Beinarbeit“ gewürdigt. Dabei ist auf jedem Foto zu sehen, daß die Beine zwar für eine Ringerin hinreichend gut durchgearbeitet sein mögen, für eine Sängerin aber zu dick sind. Was ja nicht schlimm wäre, wenn Frau Turner jedenfalls das Beste aus ihrem Typ machte, z.B. mit Hosen oder sonstwas Streckendem. Statt dessen immer diese Schenkelfransen, ganz ungünstig, die zu allem Überfluß noch kolonial an Negerin-im Bastrock-Bilder evozieren. Ja, soll das vielleicht so sein? Kommt daher vielleicht der Sex, der reine Sex, den die Frau doch, wie berichtet wird, verstrahlt? Aber wann finden Männer dicke Beine denn nun sexy und wann bloß dick? Es ist zum Verzweifeln mit der Berichterstattung, bei der sich die Herren wie immer in der entscheidenden Frage bedeckt halten. Bitte, Tina Turner, kommen Sie noch einmal, ich will es wissen.
Uta Stolle
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