■ Nachruf: Jutta Kellmann-Hoppensack gestorben
Am Dienstag, dem 3.1.95, ist Jutta Kellmann-Hoppensack im Alter von 49 Jahren gestorben. Schon längere Zeit von schwerer Krankheit gekennzeichnet, hat sie sich bis zuletzt intensiv ihrer politischen Arbeit gewidmet.
Sie war seit 1991 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und der Deputationen für Soziales, für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie sowie für Umweltschutz. Sie gehörte dem Verfassungs- und Geschäftsordnungsausschuß und dem Ausschuß zur Förderung der Gleichberechtigung der Frau an. Bei der letzten Wahl stand sie an fünfter Stelle auf der Liste der BundestagskandidatInnen der SPD.
Vor ihrer Wahl zur Bürgerschaft hat sie sich insbesondere als Frauenpolitikerin profiliert. Sie war von 1986 bis 1990 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und hat sich besonders eingesetzt für die Einführung der Quotierung bei allen Ämtern und Mandaten zugunsten von Frauen in der bremischen SPD und bundesweit, für die Rentenreform, für die Einführung der Pflegeversicherung sowie für Regelungen zur Reproduktionstechnik. In Bremen hat sie maßgeblich mitgewirkt an der Durchsetzung frauenpolitischer Forderungen und der Entstehung des Landesgleichstellungsgesetzes. Eine ihrer letzten großen Initiativen in der Bürgerschaft galt der „Frauenförderung in der Privatwirtschaft.“
Eigenes Erleben und Frauenpolitik waren bei ihr eng miteinander verbunden. Als Mutter zweier Söhne hat sie es immer geschafft, politisches Engagement, berufliche Tätigkeit und Dasein für die Familie besonders gut miteinander zu verbinden. Beruf und Familie – das war auch für sie ein Problem. Sie wußte, was die Forderungen nach mehr Kindergartenplätzen und Ganztagsschulen für ein Frauenschicksal bedeuten.
Ihr ganzes Leben war von einer großen inneren Kraft geprägt. Nach Realschulabschluß und beruflicher Tätigkeit als Sekretärin in verschiedenen Firmen hat sie auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt und anschließend in Hamburg und Bremen Soziologie, Philosophie und Geschichte studiert. Ihre letzte berufliche Position hatte sie auf dem Recycling-Hof, wo sie soziales Engagement mit ökologischem Interesse verband. Sie konnte auf eine Fülle von Erfahrungen zurückgreifen, die ihr Leben gestaltet haben, um sie in politische Konzeptionen umzusetzen.
Wer sich an sie wendete, erhielt immer Hilfe. Sie war stets für andere da und hat sichbesonders für die Allgemeinheit eingesetzt. Ihre warme Mitmenschlichkeit machte sie beliebt. In der Politik hat sie aufgrund ihrer beruflichen Kompetenz breite Unterstützung gefunden.
Birgit Gessner,
Mitarbeiterin der ZGF
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