Zigaretten stinken : Nachhaltiges Atmen
betr.: „Grillrauch ist auch gefährlich“, Interview mit dem taz-Chef vom Dienst Klaus Hillenbrand, 14. 6. 06
Trotz Ihrer gegen die Strömung gerichteten Grundmeinung zum Rauchen bleiben etliche Fragen, die der heute boomenden „Prohibition“ gegen das Rauchen zugrunde liegen, ungeklärt.
Alle Daten zur Schädlichkeit des Rauchens sind, wie alle Aussagen aus dem medizinischen Sektor, statistische Aussagen und machen insofern keine kausale Zuordnung über das Auftreten von Nebenwirkungen für den „einzelnen“ Raucher/Nichtraucher möglich.
Was ist eine „Sucht“? Hierfür gibt es keine eindeutige Erklärung bezogen auf den Organismus des „Süchtigen“. Es wird lediglich ein Bezug hergestellt zu bestimmten Stoffen bzw. Handlungen von Menschen, ohne dass geklärt ist, was am Organismus des „Süchtigen“ abläuft bzw. warum der entsprechende Stoff konsumiert wird.
Rauchen bedingt bei jedem Zug an der Zigarette eine zweimalige tiefere Einatmungsbewegung (Thorax: Einatmung gegen Widerstand der Zigarette bzw. bei der Inhalation), als sie gemacht würde, wenn der Betreffende nicht rauchen würde. Die („nachhaltige“) Einatmungsbewegung verbessert so in der Folge die Versorgung des Organismus mit Sauerstoff. So ist die für die Raucher positive Wirkung zu erklären, da eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung unter anderem zu einer muskulären Entspannung führt.
Die Schädlichkeit der Rauchpartikel wird bei weitem übertroffen durch die viel kleineren „Partikel“ des Stickstoffes, der bekanntlich 80 Prozent der Luft ausmacht und der bei Aufnahme in den Organismus sofort tödlich wäre (Feinstaub-Diskussion!). Wie das Nikotin bei der in den Zigaretten vorhandenen Konzentration wirkt, ist ziemlich umstritten – deswegen sind die Ergebnisse von Nikotingaben (Pflaster, Tabletten etc.) ja auch so unbefriedigend.
Beim Rauchen handelt es sich sozusagen um eine „Selbsthilfe“ der rauchenden Menschen zur Reduktion von Anspannung/Stress, die als illegitim betrachtet wird, da sich der Einzelne hierdurch der Behandlung im Medizin-System (größter ökonomischer Sektor!) entzieht. Der Staat als Träger der Antiraucherkampagne ist nun zugleich der Agent dieses ökonomischen Sektors und hat schließlich für dessen Expansion zu sorgen! Dadurch wird vielleicht – neben all dem ideologischen Brimborium – der Interessenshintergrund für die „Prohibition“ etwas klarer.
Diese Argumentation bedeutet nun in keiner Weise, dass ich das Rauchen zur Problemlösung „empfehlen“ würde. Der gleiche Effekt lässt sich – so erklärt – auch wesentlich kostengünstiger (durch Betätigung der Atemmuskulatur, die zugleich eine zentrale Funktion beim Sprechen hat!) erreichen.
Bezüglich des „Grillrauchs“ gab es übrigens einen großen „Feldversuch“ mit der Kohleheizung der DDR, deren unerwartet geringe Auswirkung in Form von Atemwegserkrankungen oder Allergien bis heute nicht geklärt werden konnte. Denn die nahmen erst zu, als die DDR-Bürger dem westlichen Stresssystem ausgesetzt wurden und sich in der Häufigkeit dann ziemlich schnell anglichen.
TIGRIS SEYFARTH, München