: Nach friedlichem Beginn flogen Steine
■ Potsdamer Proteste von Hausbesetzern: Drei Festnahmen und drei verletzte Polizisten / Berliner Polizei vor Ort
Potsdam. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern und Polizei in der Potsdamer Innenstadt sind am Wochenende drei Jugendliche festgenommen und 80 in Gewahrsam genommen worden. Drei Polizisten erlitten durch Steinwürfe leichte Verletzungen, sagte der Potsdamer Polizeipräsident Detlef von Schwerin am Sonntag vor der Presse nach den Krawallen im Anschluß an eine zunächst friedliche Hausbesetzer-Kundgebung.
Von Schwerin rechtfertigte zugleich das Vorgehen der Polizei, die auf die Lage flexibel reagiert habe. Er betonte, daß er nach der Absage einer für Samstag geplanten Demonstration wegen zu erwartender Gewalttaten unangemeldete Versammlungen in der Innenstadt untersagt hatte.
Die dann doch ablaufende friedliche Kundgebung von etwa 300 Mitgliedern und Sympathisanten der Szene sei von der Polizei, die 600 Beamte aus Berlin und Potsdam im Einsatz hatte, zunächst toleriert worden.
Die Lage eskalierte erst, als Vermummte auf dem Weg zum Rathaus in der Einkaufsmeile Brandenburger Straße Schaufensterscheiben zerschlugen. Steine seien auch gegen Polizisten geflogen. Die Beamten setzten dann Schlagstöcke ein. In einigen Straßen sei der Verkehr zeitweise zum Erliegen gekommen.
Am Abend beendete die Polizei in Potsdam-Babelsberg kurzfristig die Besetzung einer baupolizeilich gesperrten früheren Gaststätte.
Bereits in der Vorwoche war es in Potsdam nach der Räumung besetzter Häuser zu Krawallen gekommen. Von Schwerin sprach sich gegen verschärfte präventive Polizeimaßnahmen aus. Eine Art Ausnahmezustand werde es im Zusammenhang mit der Hausbesetzerszene nicht geben. Ungelöste gesellschaftliche Probleme könnten nicht mit polizeilichen Mitteln gelöst werden.
Eine „völlige Kehrtwende“ in der Politik des Potsdamer Oberbürgermeisters Horst Gramlich und des Innenministers Alwin Ziel (beide SPD) hat CDU-Generalsekretär Thomas Klein gefordert. Die gewalttätigen Ausschreitungen seien durch Verhandlungen mit den Hausbesetzern regelrecht provoziert worden. Klein sprach sich für die umgehende Räumung und Sicherung der Innenstadt aus. dpa
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