Nach dem Militärputsch in Myanmar: Suu Kyi erscheint vor Gericht

Erstmals seit dem Putsch in Myanmar zeigt sich die abgesetzte De-facto-Regierungschefin persönlich. Ihrem Anwalt zufolge ist sie bei guter Gesundheit.

Eine Frau mit roter Maske hält ein Plakat mit einem Porträt von Aung San Suu Kyi

Unverändert eine große Identitätsfigur: Protestierende mit Porträt von Aung San Suu Kyi Foto: dpa

YANGON rtr/dpa | In Myanmar ist die abgesetzte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi erstmals seit dem Militärputsch am 1. Februar persönlich vor Gericht erschienen. Das sagte einer ihrer Anwälte, Thae Maung Maung, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Seinen Worten zufolge war die 75-Jährige dem Augenschein nach bei guter Gesundheit. Sie habe sich vor der Anhörung zunächst 30 Minuten mit ihrem Anwaltsteam beraten.

Suu Kyi ist wie 4.000 andere Personen nach dem Putsch festgenommen worden. Ihr werden unter anderem illegaler Besitz von Funkgeräten und Verletzung von Staatsgeheimnissen vorgeworfen. In den vergangenen Wochen wurde sie bereits mehrmals per Videoschalte von einem Gericht vernommen, ihre Verteidiger durfte sie bislang aber nicht treffen.

Für die persönliche Anhörung sei ein spezieller Gerichtssaal eingerichtet worden, der nicht weit entfernt von Suu Kyis Haus in der Hauptstadt Naypyidaw liege, sagte die Anwältin Min Min Soe der Deutschen Presse-Agentur. Junta-Chef Min Aung Hlaing erklärte in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem chinesischsprachigen Sender Phoenix, die Politikerin sei bei guter Gesundheit.

Myanmar versinkt seit dem Putsch der Generäle Anfang Februar in Chaos und Gewalt. Auch am Sonntag gab es landesweit Proteste gegen den Putsch. Im Süden Myanmars waren am Wochenende mindestens 20 Mitglieder der Junta-Streitkräfte bei Gefechten mit Gegnern ums Leben gekommen. Sie seien am Sonntag im Ort Moe Bye nahe der Grenze zwischen den Staaten Shan und Kayah getötet worden, als Widerstandskämpfer eine Polizeistation eingenommen hätten, berichteten mehrere örtliche Medien. Vier Polizisten seien in Gewahrsam genommen worden.

Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Putsch mindestens 815 Menschen getötet worden. Mehr als 5.300 wurden festgenommen. Als Grund für den Umsturz gibt das Militär angeblichen Wahlbetrug bei der Parlamentswahl im November an, die Suu Kyi mit der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) klar gewonnen hatte. Beweise legte die Junta nicht vor. Wahlbeobachter hatten die Wahl als insgesamt frei und fair bezeichnet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.