Nach Angriff auf Hilfskonvoi in Syrien: Erneut vier Helfer getötet
Die USA geben Russland die Schuld am Angriff auf den Hilfskonvoi. Zugleich geben sie zu, am Wochenende versehentlich syrische Stellungen angegriffen zu haben.
Die Hilfsorganisation Union of Medical Care and Relief Organizations (UOSSM) bestätigte den Tod von vier Mitarbeitern. Der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle zufolge gehörten die getöteten Rebellen dem Bündnis Dschaisch al-Fatah an.
Am Montag war in der Nähe von Aleppo ein Hilfskonvoi beschossen worden, woraufhin die Vereinten Nationen aus Sicherheitsgründen alle Hilfslieferungen in dem Bürgerkriegsland stoppten. Die US-Regierung macht Russland für den tödlichen Angriff verantwortlich. Alle Informationen deuteten darauf hin, dass die Fahrzeugkolonne aus der Luft angegriffen worden sei, sagte der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes am Dienstag (Ortszeit).
Da die Rebellen in Syrien keine Flugzeuge hätten, könnten nur syrische oder russische Maschinen den Angriff geflogen haben, sagte Rhodes. Die Verantwortung trage letztlich Russland, das sich verpflichtet habe, Syrien zur Einschränkung seiner Luftangriffe zu bewegen.
Bei dem Angriff waren am Montag in der Provinz Aleppo nach Angaben des Roten Kreuzes etwa 20 Menschen getötet worden, die gerade Lastwagen mit Hilfslieferungen entluden. Augenzeugen, die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die Örtlichen Koordinationskomitees machten russische und syrische Kampfjets verantwortlich.
Russland hat jegliche Verantwortung zurückgewiesen und von „voreiligen und unbegründeten“ Vorwürfen gesprochen. „Das Militär wird die Vorgänge prüfen, um alle Details zu klären“, teilte das Außenministerium in Moskau am Dienstagabend mit. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Ladung der Hilfsfahrzeuge sei in Brand geraten.
USA griffen Syrien aus Versehen an
Zugleich gaben die USA Einzelheiten zu dem Angriff von Flugzeugen ihrer Luftwaffe auf syrische Stellungen am Wochenende bekannt, der nach ihrer Darstellung ein Versehen war. Die Aktion sei längere Zeit vorbereitet worden und man habe sich bemüht, Fehler auszuschließen, sagte Oberst John Thomas. Flugzeuge der USA, Australiens und Dänemarks hätten die Ziele etwa eine Stunde lang unter Feuer genommen.
Dann habe das russische Militär angerufen und mitgeteilt, dass die Attacke nicht die Terrormiliz Islamischer Staat treffe. Es habe eine Weile gedauert, bis die Russen den richtigen Offizier erreicht hätten, dann aber sei der Angriff binnen fünf Minuten abgebrochen worden. Nach syrischen Angaben wurden mindestens 62 Soldaten getötet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Unterbringung und Versorgung
Geflüchtetenaufnahme belastet Kommunen weiterhin deutlich