■ Standbild: Na, ja (Teil eins und zwo)
„Gefährliche Spiele“, Teil 1: Fr., Teil 2: So., 20.15 Uhr, ARD
Wer am Freitag Besseres vorgehabt hatte, als in der heimischen Stube ins Wochenende zu dämmern, sich am Sonntag dann aber doch noch vor die Flimmerkiste setzte, um sich zumindest die zweite Halbzeit von „Gefährliche Spiele“ anzusehen, hatte eigentlich alles richtig gemacht. Er bekam einen für hiesige Fernsehverhältnisse exzellent gestrickten Krimi frei Haus geliefert. Zunächst (in der Zusammenfassung vom ersten Teil) die fulminante Jet-Explosion, dann prima inszenierte Action, liebenswert-skurrile spanische Kriminale und einen furiosen Showdown.
Klar, der Wilde-Osten-Zeigefinger war ein bißchen dicke (die ukrainischen „Hunters of God“ hätte es gar nicht gebraucht), das Länderhopping war arg durchsichtig exportorientiert, der schwer kritische Giftmüll-Nachschlag überflüssig, etwas weniger kunstgewerbliches Gegenlicht hätte nicht geschadet und das kiffende Mädel im klatschnassen Netzhemd... Na, ja.
Aber dafür gab es ja den britischen Star-Mimen Nat Parker als Cool Killer. Und Parker machte seine Sache schon im ersten Teil gut. Doch sobald er als professioneller Genickbrecher erotische Spannungen mit seiner Gastgeberin simulieren sollte (und das sollte er oft), wurde es trübe bis mehr als peinlich. Was freilich weniger an Parker als an Gudrun Landgrebe lag. Wann immer sie mit großen Augen sorgenvoll oder anderweitig entrückt ins Weite blickte, dachte man, sie sollte jetzt vielleicht besser was sagen. Und wenn sie dann was sagte, wünschte man sich unversehens, sie hätte besser doch nichts gesagt. Na, ja.
Aber Gudrun war ja auch letztlich nur ein Opfer. Für die uninspirierten Dialoge zeichnet schließlich der britische Autor Julian Rathbone (bzw. sein Übersetzer) verantwortlich. Und jene putzigen Skulpturen, die sie da als dilettierende Bildhauerin zu verbrechen hatte, kann man der Mimin auch nicht anlasten. Zumal sich die Regie darauf beschränkte, ehrfürchtig „die Landgrebe“ abzulichten.
Adolf Winkelmann kann Action, und er kann Kohlenpott (kam hier nicht mal als Autobahnabfahrt vor). Aber romantisch-libidinöse Verwicklungen, erotische Spannungen unter Beteiligung einer ungeheuer „bewußt lebenden“ Frau in einer südfranzösischen Bauernkate gar – so was ist wohl weniger sein Ding. Demnächst vielleicht dann doch besser wieder „Zoff im Revier“. Reinhard Lüke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen