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Archiv-Artikel

NEW ORLEANS: US-PRÄSIDENT BUSH RETTET SICH UND DIE KONSERVATIVEN Die Wende nach der Flut

US-Präsident George W. Bush hat am Donnerstagabend in New Orleans eine der besten Reden seiner Präsidentschaft gehalten. Er hat die Worte gefunden, auf die die Menschen in den vom Hurrikan zerstörten und anschließend überfluteten Gebieten seit mehr als zwei Wochen gehofft haben. Bush kündigte „eine der größten Wiederaufbau-Anstrengungen, die die Welt je gesehen hat“, an und entsprach damit genau dem, was die durch das Chaos der ersten Tage geschockten US-AmerikanerInnen von der Regierung des reichsten Landes der Erde erwarten. Und er hat erneut die Verantwortung für Fehler der Bundesregierung übernommen – und dafür, die richtigen Konsequenzen aus dieser Erfahrung zu ziehen. Geschickt richtete Bush den Blick nach vorne und hat so jene Demokraten, die sich in Prozeduralfragen mehrerer Untersuchungsausschüsse verkämpfen, zu rückwärtsgewandten Meckerern gestempelt.

Bushs Ankündigungen bedeuten riesige Staatsausgaben, ohne dem konservativen Glauben an das Engagement von Privatwirtschaft und religiösen Gruppen abzuschwören. Wenn sie ernst gemeint sind, sind sie tatsächlich geeignet, den verzweifelten Menschen die Hoffnung in eine Zukunft zurückzugeben.

Gleiches gilt auch für die Menschen im Weißen Haus und in den republikanischen Vordenker-Etagen. Sie sahen in den letzten Wochen die konservative Hegemonie hinweggefegt. Über viele Jahre haben sie daran gearbeitet, in der schwarzen Bevölkerung wählbar zu werden – mit einigem Erfolg. Schließlich sehen die Republikaner hierin einen der Schlüssel für die angestrebte jahrzehntelange Vorherrschaft. Die starken Bilder von „Katrina“ drohten diese Perspektive schlagartig zu zerstören.

Bushs Anmerkungen zum Zusammenhang zwischen Armut und Rassismus in den betroffenen Südstaaten sind eine Sensation für einen republikanischen Präsidenten. Sie werden nicht unerhört bleiben. Bush hat die Offensive wieder – und was jetzt schief geht, kann getrost der lokalen und bundesstaatlichen Ebene in die Schuhe geschoben werden. BERND PICKERT