■ N a c h l e s e: "Die Zeit" zur Hafenstraße
In Hamburg wurde ein gordischer Knoten durchschlagen und ein unübersehbares Zeichen politischer (Streit–)Kultur gesetzt, von einer Opposition, der nicht viel mehr als Dumpfheit nachgesagt wurde, von einem Bürgermeister, den man in den Klauen sozialdemokratischer Kanalnörgler glaubte. DIE ZEIT, Erscheinungsort Hamburg, läßt in ihrer jüngsten Ausgabe „viele Hamburger Gemüter“ sich über die „Hafenstraßen– Misere“ erregen, läßt „ernsthaft besorgte Bürger“ scheinheilig fragen, ob Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose das „Mitgefühl des Regierungschefs nicht eher verdienten als die Häuserbesetzer“ und fordert schließlich hanseatisch vornehm ein geräumtes Ende des Trauerspiels. Wo eine analytische Reportage über den komplizierten Wandel Dohnanyis vom „Weltmann“ zum unbeirrten Konfliktlöser redaktionelles Muß gewesen wäre, hinkt Dieter Buhl mit dumpfen Schreibtischphantasien über den „Bürgermeister und die S hätte. Und es hat sich bewährt, während der ZEIT der liberale Geduldsfaden riß. Feuilletonist Greffrath setzt als Fußnote noch eins drauf. „Linke und Liberale“ sollten sich nicht „schematisch solidarisieren“, sonst würden sie zu „Opfern der Opfer“. Linke, Liberale, Dohnanyi und der Bundespräsident waren Gott sei Dank flexibel genug, während Springers Welt mit der ZEIT ganz betroffen gleichzog: „Angebot an die Hausbesetzer isoliert Dohnanyi“. bmm
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