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Mysteriöser Mord in Paris

■ Deutscher Konsularbeamter niedergeschossen / Exilkurden weisen Anfangsverdacht zurück Rätseln über Täter und Motive / Bonner Außenamt rät zur Vorsicht bei Spekulationen über Täter

Paris (dpa) - Der 31 Jahre alte deutsche Konsularbeamte Siegfried Wielspütz ist in der Nacht zum Montag unter mysteriösen Umständen in Paris erschossen worden. Es handele sich um Mord und nicht um Selbstmord, betonte die französische Polizei, die bis zum Nachmittag keine eindeutige Spur besaß. Der einzige Hinweis auf einen möglichen Hintergrund der Tat - ein Flugblatt kurdischer Gruppen, das in einem verschlossenen Umschlag im Jackett von Wielspütz gefunden wurde - erhärtete sich nicht. Das Auswärtige Amt in Bonn ersuchte um „größte Vorsicht“ bei Vermutungen über ein möglicherweise politisch motiviertes Attentat. Wielspütz, der die Paß– und Visaabteilung des deutschen Konsulats in Paris leitete, war nach Angaben der Polizei in der Nacht gegen drei Uhr im 16. Stadtbezirk mit einer Schußverletzung in der Brust auf einer Fußgängerbrücke gefunden worden. Er starb wenig später im Krankenhaus. Das Flugblatt in seiner Jackentasche war nach Polizeiangaben mit „Nationale Front zur Befreiung Kurdistans“ (ERNK) unterzeichnet. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes Jürgen Chrobog sagte gestern in Bonn, das Flugblatt sei seit langem der Botschaft bekannt. Ein Sprecher der Exilkurden in Paris bestritt jegliche Verantwortung der „Nationalen Befreiungsfront Kurdistans“ (ERNK). Eine Bekennermeldung der „ERNK“ gegenüber dem Londoner Büro der türkischen „Anatolischen Nachrichtenagentur“ bezeichnete Hassan Akif, der Sprecher vom Pariser „Kurdistan–Komitee“ als „Provokation“.

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