: Mutters Fönwelle
■ Schmidt: Tim Fischers neues Programm
Hoppla, da ist er wieder. Tim Fischer, nach seinem steilen Aufstieg als „Zarah ohne Kleid“ kläglich am Versuch gescheitert, auf der Bühne die abgetakelte Diva zu mimen, ist jetzt mit seinem dritten Soloprogramm ins Schmidt nach Hamburg gekommen. Weil mir so ist hat er es genannt.
Immer noch sind seine Lieder unverkennbar von den Themen Tod, Sehnsucht und Abschied geprägt. Doch die meisten Stücke aus dem Repertoire von Hildegard Knef, Edith Piaf, Marlene Dietrich, Ingrid Caven und vereinzelt wieder Zarah Leander verwandelt er durch Witz und Parodie. Dabei wirkt der 21jährige mal wie ein über die Stränge schlagender Primaner, dem der Friseur Mutters Fönwelle verpaßt hat, mal wie eine lustige Witwe mit Berliner Schnauze, mal melancholische „Rinnsteinprinzessin“.
Ab und an versucht sich der Capri-Fischer an Klassikern wie „Moon River“, doch hier fehlt es ihm noch an Überzeugungskraft. Völlig unglaubwürdig sind die Momente, in denen er die vom Leben gezeichnete Diva spielen möchte, die sich altersweise an die „sehr jungen Menschen“ im Publikum wendet. Doch diese Parts sind in der Minderheit.
Der Wahlberliner wagt den Flirt mit Zuschauern. Zusammen mit einer fein abgestimmten Dramaturgie, sparsamer Moderation und dem reservierten, aber zuverlässigen Pianisten Stefan Weinzierl nimmt man ihm ab, daß ihm „so ist“, wie er singt.
Werner Hinzpeter
Bis Samstag, jeweils 20 Uhr
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