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Mutige Emanze?

■ betr.: „Wie frauenfeindlich kön nen Frauen sein?“ von Nadja Klinger, taz vom 24. 4. 96

Die fette Ankündigung des Beitrags auf der Titelseite hat mich doch etwas mehr erwarten lassen, als die platte Behauptung Frau Klingers, durch ihr offenes Reden über ihr Muttersein eine „mutige Emanze“ zu sein. [...] Um es kurz zu machen, will ich versuchen, die von Frau Klinger gestellten, mehr oder weniger platt anmutenden Fragen zu beantworten.

Wie frauenfeindlich kann eine Frau sein? Gegenfrage: Wie doof dürfen Fragen von Frauen sein? Frauen erleben dieselbe patriarchale Sozialisation wie Männer. Weshalb sollten sie die besseren Menschen sein?

Ist sie sehr frauenfeindlich, wenn sie findet, daß Väter viel ärmer dran sind als Mütter, weil sie nicht bei den Kindern sein können? Diese Ansicht ist nicht frauenfeindlich, sondern blind gegenüber der Tatsache, daß es nach wie vor äußerst wenige Männer gibt, die sich um den ach so tollen Job der Kindererziehung reißen. [...]

Ist sie sehr frauenfeindlich, wenn sie findet, daß Muttersein eine intime, also auch eine Privatangelegenheit ist? Diese Ansicht ist allerdings sehr frauenfeindlich, weil sie sämtliche gesellschaftlichen und damit sozialen Realitäten für Frauen mit Kindern im real- existierenden Kapitalismus ignoriert. Allein die Wahnsinnsverdienstmöglichkeiten und staatlichen Förderungen dieser Frauen sprechen Bände über ihren sozialen Status. Da kann keine sich noch so links gebende Person allen Ernstes dran vorbeisehen.

Ist sie frauenfeindlich, wenn sie sich in Abhängigkeit von einem Mann begibt? Autonome, eigenständige Menschen sind die Grundlage für eine Gesellschaft, in der sich alle Menschen frei bewegen können. Das gilt für Männer und für Frauen. Wenn Frau Klinger ihre selbstgewählte Abhängigkeit von einem Mann als emanzipatorisch begreifen will, so sei ihr das unbenommen – noch haben wir ja ansatzweise verbriefte Meinungsfreiheit.

Doch auch hierüber rate ich ihr, noch mal fünf Minuten nachzudenken: Könnte es sein, daß Menschen, die scharf drauf sind, sich von einer Person abhängig zu machen, sich also auf eine Person fixieren wollen wie weiland bei der Mama, in irgendeiner Phase ihres Heranwachsens steckengeblieben sind? Politisch: Führer befiehl, ich folge dir?

Ich finde es löblich, daß Frau Klinger versucht, gegen das Frauenfeindliche in sich anzugehen. Da hat sie noch 'ne Menge zu tun, schätze ich. Falls ich jetzt frauenfeindlich wirken sollte, kann ich alle beruhigen: Ich bin nicht frauenfeindlich, sondern ich habe was gegen rhetorisch gemeinte Fragen, die beleidigend dumm sind. Petra Burger, Berlin

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