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Mutierter Schnupfen gestoppt

■ Britische Behörden untersagen aus Sicherheitsgründen Versuche mit Krebsgenen

Berlin (taz) – Die britischen Gesundheitsbehörden haben im Dezember 1993 erstmals ein gentechnisches Experiment aus Sicherheitsgründen gestoppt. An der Universität Birmingham dürfen Krebsforscher seither nicht weiter mit Schnupfenviren experimentieren, denen sie krebserzeugende Gene eingepflanzt hatten. Der Grund: Die mutierten Schnupfenviren könnten aus den Labors entkommen und Laboranten, Putzpersonal oder Menschen außerhalb der Universität infizieren.

Die Universität habe sich nicht genug Gedanken über die Sicherheitsvorkehrungen gemacht, hieß es in der Verfügung der Behörden, die erst Anfang Februar bekannt wurde. Die Versuche mit den mutierten Schnupfenviren fanden nicht in einem gesonderten Raum statt, sondern zusammen mit anderen Krebsforschungsexperimenten. Etwa 20 Forscher und Universitätsbedienstete hatten regelmäßig Zugang, hieß es in der britischen Presse. Das Universitätslabor erfülle nicht einmal die Voraussetzung, um mit nicht manipulierten Viren umzugehen, meinte die Behörde. Das Verbot kam mehr oder weniger zufällig. Die Gesundheitsbehörden hatten, so die grüne Europaabgeordnete Hiltrud Breyer, dem Universitätslabor zum ersten Mal nach zwei Jahren Betrieb einen Routine-Kontrollbesuch abgestattet.

Auch an deutschen Universitäten seien gentechnische Arbeiten bei unzulänglichen Sicherheitsvorkehrungen gängige Praxis, meint die Abgeordnete. Gewerbeaufsichtsbeamte berichteten auf einem Kongreß für Arbeitsschutz im Oktober 1993, daß Genmanipulationen in Universitäten schon mal auf den Fluren durchgeführt würden, Putzfrauen und Hausmeister nicht über Sicherheitsvorkehrungen unterrichtet seien und die Desinfektion nicht ausreichend sei.

Nach Breyers Informationen gibt es sogar Planungen, bei gentechnischer Krebsforschung die Sicherheitsanforderungen so weit zu senken, daß Abwässer und Abfall solcher Arbeiten ohne weitere Vorbehandlung in die Umwelt entsorgt werden könnten.

Die Universität Birmingham hat das Forschungsprojekt im Dezember sofort gestoppt und will bis Anfang April ein Konzept für mehr Sicherheit vorlegen. An der Universität war schon 1978 die Laborantin Janet Parker tödlich an einer Pockeninfektion erkrankt. Die Pocken waren aus einem Uni- Labor entkommen. ten

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