■ Störzeile: Müde Hebammen
Der sozialdemokratische Berg kreißte, fast zwei Dutzend journalistischer Hebammen konnten sich vor Spannung kaum in den Sesseln halten, dann wurde ein sozialpolitisches Zwergmaus-Baby geboren: ein Mini-Beschäftigungsprogramm. Gleich danach überkam einige eine gewisse Politikmüdigkeit.
Donnerstagvormittag, 11.30 Uhr, ein großer Sitzungssaal im Rathaus: Langsam trudeln die geladenen Pressemenschen ein und bekommen von einer Betreuerin die ausführliche Presseerklärung ausgehändigt, um die es gleich gehen wird. Sie setzen sich an den Riesentisch und lesen.
Dann erscheinen die Hauptpersonen: Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel, ihre Pressesprecherin Christina Baumeister sowie zwei Referenten. Zur Abrundung tritt als Repräsentant der Staatlichen Pressestelle noch Hinnerk Fock auf. Der übernimmt dann auch die kurze Begrüßung.
Danach kommt dann die Senatorin an die Reihe. Sie verliest – gelegentlich ein wenig stockend – die Presseerklärung, die die Journalisten bereits gelesen haben. Der devote Schreiberling versucht, Zeile um Zeile mitzugehen, um immer zu wissen, wo die Frau Senatorin gerade zu sein beliebt. Renitentere Kollegen schauen starr in die Luft und hoffen auf ein baldiges Ende der Inszenierung.
Das kommt dann auch, ist aber noch nicht ganz vorbei. In der Redaktion liegt ein Fax der GAL-Fraktion zur Erklärung der Senatorin. Und genau in diesem Moment spielen die Journalisten all ihre „Macht“ aus. Was darin steht, wird nie verraten! Bestimmt nicht!
Jürgen Oetting
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