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Mubarak-Attentäter waren Ägypter

■ Islamisten aus dem eigenen Land wollen weiterhin die „Gottesstrafe“ gegen ägyptischen Präsidenten vollstrecken

Kairo (dpa/taz) – Eine Woche nach dem mißglückten Attentat auf Ägyptens Präsident Husni Mubarak in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hat sich gestern die ägyptische Islamistenorganisation Gamaat al-Islamija (Islamische Gemeinschaft) zu dem Anschlag bekannt. In einem Bekennerschreiben an eine westliche Nachrichtenagentur in Kairo kündigte die Organisation an, daß sie die Mordanschläge gegen Mubarak fortsetzen werde, bis die „Gottesstrafe“ vollzogen sei.

Der „heilige Kampf“ werde nicht enden, bis in Ägypten islamisches Recht herrsche und alle islamistischen politischen Gefangenen frei seien, heißt es in dem Schreiben. Die Attentätergruppe von Adis Abeba nannte sich demnach Talaat Jassin. Der gleichnamige Islamist war 1994 von ägyptischen Militärs getötet worden.

In dem Bekennerschreiben wird Mubarak vorgeworfen, den Islam verraten zu haben. Er halte seit 14 Jahren den Ausnahmezustand in Ägypten aufrecht, habe politische Parteien und Gewerkschaften „abgewürgt“ und sich an die Spitze der Islamistenverfolgung gestellt.

Am Montag hatte das äthiopische Informationsministerium mitgeteilt, die fünf erschossenen mutmaßlichen Attentäter seien Ägypter. Mubarak hatte nach dem Anschlag das islamistische Regime Sudans verantwortlich gemacht. Die Führung in Khartum hatte dies zurückgewiesen.

Unterdessen hat die ägyptische Regierung den Versuch unternommen, den Streit mit Äthiopien über die angebliche Beteiligung von äthiopischen Sicherheitskräften an dem Attentat zu entschärfen. „Kein Offizieller in Ägypten hat das Verhalten der äthiopischen Sicherheitskräfte verurteilt oder gar eine Beteiligung an dem Attentat unterstellt“, sagte der ägyptische Informationsminister Safwat asch- Scharif gestern in Kairo. In Anspielung auf das Bekennerschreiben sagte er: „Es ist nicht wichtig, ob Ägypter, Sudanesen oder Nichtaraber den Finger am Abzug hatten.“ Interessanter sei, wer die Attentäter ausgebildet, bei der monatelangen Planung des Anschlags unterstützt und die Waffen samt Diplomatentasche mit Sprengstoff nach Äthiopien geschmuggelt habe. Die Gamaat al- Islamija wird nach Einschätzung westlicher Geheimdienste vom Sudan unterstützt.

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